Mit seinen Wutreden gegen die prorussischen Separatisten hat der milliardenschwere Unternehmer Rinat Achmetow deutlich gemacht, wer in der Ukraine das Sagen hat. „Das sind Gauner, die den Donbass zur Geisel genommen haben“, ruft der Kohlemagnat aus der Industrieregion Donezk in Videoansprachen die Bevölkerung zum Widerstand gegen die moskautreuen Einheiten. Spätestens mit dem medienträchtigen Auftritt des reichsten Ukrainers wird immer klarer, dass auch bei der Präsidentenwahl an diesem Sonntag die Wirtschaftsbosse die Strippen ziehen.
Seit dem Sturz von Staatschef Viktor Janukowitsch ist der Streit um wirtschaftliche Macht und politischen Einfluss neu entbrannt. Nun haben sich die Tycoons, reich geworden in den Wirren der 1990er Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion, offenbar größtenteils auf einen Kandidaten geeinigt: Pjotr Poroschenko, der selbst steinreich ist und in allen Umfragen deutlich in Front liegt.
Beharrlich wehrt sich der „Schokoladenzar“ gegen die Bezeichnung Oligarch. „Ein Oligarch ist jemand, der die Regierungsmacht zur persönlichen Bereicherung nutzt“, sagt Poroschenko in einer Fernsehsendung. Er selbst, der bereits mehrere Regierungsämter innehatte, habe seine politische Stellung nie für Geschäftsinteressen missbraucht.
Poroschenko gilt als Finanzier der Protestbewegung auf dem Maidan in Kiew – im Winter 2013/14 ebenso wie bereits bei der Orangen Revolution 2004. Damals stieg er vom Multimillionär zum Milliardär auf. Nun will er im Falle seines Wahlsieges seinen Süßwarenkonzern Roshen verkaufen. Von seinem Nachrichtensender 5. Kanal möchte er sich jedoch nicht trennen. Unterstützt wird der 48-Jährige etwa von „Gaskönig“ Dmitri Firtasch. Der Oligarch steht zur Zeit in Österreich wegen eines US-Auslieferungsgesuchs unter Hausarrest.