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PEKING
Der große Unbekannte
Von dpa-Korrespondent Andreas Landwehr
 |  aktualisiert: 21.12.2015 13:53 Uhr

Trotz einer beeindruckenden Karriere war Chinas künftiger Staats- und Parteichef bis vor wenigen Jahren weitgehend unbekannt. Auf die Frage „Wer ist Xi Jinping?“ folgte meist die Antwort: „Der Mann von Peng Liyuan.“ Seine Frau ist eine der berühmtesten Volkssängerinnen Chinas. Im Westen wäre es ein Paar mit Starqualitäten – doch in China wird eher ein bescheidenes, altmodisches Image gepflegt.

„Wenn er nach Hause kommt, denke ich niemals, dass ein großer Führer ins Haus kommt. In meinen Augen ist er nur mein Ehemann“, sagte die heute 49-Jährige einmal der Zeitung „Zhanjiang Wanbao“. „Und wenn ich nach Hause komme, sieht er in mir nicht einen berühmten Star. In seinen Augen bin ich einfach nur seine Frau.“ Bedingt durch ihre Karrieren leben beide seit ihrer Heirat 1987 oft an verschiedenen Orten. Ihre Tochter Xi Mingze studiert seit 2010 unter einem Pseudonym an der Harvard Universität in den USA.

Also, wer ist Xi Jinping? „Wir haben keine Ahnung“, räumt ein europäischer Botschafter ein. „Ein großer Unbekannter.“ Der 59-Jährige sei „vorsichtig“, „realistisch“, „pragmatisch“, „ehrgeizig“, „konzentriert“ und „effizient“, wollen Diplomaten erfahren haben. Der Vizepräsident stütze sich auf ein gutes persönliches Netzwerk. Angeblich sei er ein Macher, der zuhöre und Lösungen suche. Auf allen Ebenen hat Xi Jinping schon gearbeitet – Dorf, Kreis, Stadt, Provinz und Militär. Als Gouverneur und Parteichef führte er die Küstenprovinzen Fujian (1999- 2002) und Zhejiang (2002-2007) sowie Shanghai (2007) – drei der dynamischsten Wirtschaftsregionen Chinas, die mit europäischen Staaten vergleichbar sind.

Als Schützling des früheren Staats- und Parteichefs Jiang Zemin, der mit 86 Jahren weiter die Fäden zieht, wurde Xi Jinping 2007 zum Kronprinzen gekürt. Seine Herkunft aus der roten Aristokratie war ihm immer behilflich – doch hat er „Paradies und Hölle“ erlebt, wie der Autor und Kommentator Zhang Lifan sagt. „Er hat deswegen ein besseres Verständnis vom System als sein Vorgänger Hu Jintao.“

Millionenschwere Verwandtschaft

Der am 1. Juni 1953 in Fuping in der Provinz Shaanxi geborene Xi Jinping ist ein „Prinzling“. Sein Vater war Xi Zhongxun, ein revolutionärer Militärführer und späterer Vizepremier. Mao Tse-tung stürzte ihn 1962. 16 Jahre verbrachte der Vater in Zwangsarbeit oder Haft. Während der Kulturrevolution (1966-76) wurde Xi Jinping 1969 wie andere Jugendliche in ein abgelegenes Bergdorf geschickt, wo er heute noch als Bücherwurm bekannt ist. 1974 trat Xi Jinping der Partei bei. Er studierte von 1975 bis 1979 an der Qinghua Universität in Peking Chemie. Nach dem Tod von Mao Tse-tung 1976 und dem Ende der Kulturrevolution wurde seine Familie rehabilitiert.

Xi Jinping gibt sich als Vorkämpfer gegen Korruption und fordert, dass Verwandte von Funktionären nicht ihre Beziehungen nutzen dürften, um sich zu bereichern. Im Juni enthüllte die amerikanische Wirtschaftsagentur Bloomberg gleichwohl, dass seine Verwandten Beteiligungen in Höhe von mehreren Hundert Millionen US-Dollar besitzen.

 
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