Mit dem Namen Panagiotis Nikoloudis verbinden sich Hoffnung und Angst. Nikoloudis ist im neuen griechischen Kabinett Staatsminister für die Bekämpfung der Korruption, ein neu geschaffenes Ressort. Die Hoffnung ist, dass ihm gelingen könnte, woran bisher alle scheiterten – Bestechung, Geldwäsche und Steuerflucht erfolgreich zu bekämpfen. Damit könnte Premierminister Alexis Tsipras auch gegenüber den Gläubigern in Griechenland punkten. Angst müssen hingegen jene haben, die dunkle Geldgeschäfte machen und ihre Einkommen verschleiern. Denn der neue Staatsminister ist unerschrocken.
Panagiotis Nikoloudis stammt aus der Mani, einem wilden Landstrich an der Südspitze der griechischen Halbinsel Peloponnes. Hier gelten seit der Antike eigene Gesetze. Eroberer hatten es schwer in der unwegsamen Gegend, deren Bewohner in mächtigen Trutzburgen lebten. Die Menschen der Mani sind Kämpfer. Sie gelten als furchtlos.
Nikoloudis ist zugleich Griechenlands oberster Steuerfahnder und politischer Chef der Finanzpolizei. Die war in der Vergangenheit nicht sonderlich erfolgreich. Auf 73 Milliarden Euro summieren sich die festgestellten, aber nicht einzutreibenden Steuerschulden der Griechen, das Eineinhalbfache der letztjährigen Steuereinnahmen. Luxusjachten in den Häfen, schwere Geländewagen vor den Nachtklubs: Wie reich sind die Griechen? Nicht besonders, glaubt man der Statistik des Fiskus: Nur 11 000 der acht Millionen griechischen Steuerzahler deklarieren Jahreseinkommen von mehr als 150 000 Euro. Millionenverdiener gibt es ganze 49. Ein früherer Chef der Finanzpolizei beziffert das Ausmaß der Steuerhinterziehung in Griechenland auf 35 bis 40 Milliarden Euro pro Jahr.
Systematische Herangehensweise
Nikoloudis will die Behörde auf Vordermann bringen. Mitarbeiter beschreiben ihn als „streng aber gerecht“. Der 65-Jährige ist vom Fach. Er studierte Jura an der Athener Kapodistrias-Universität und machte in den USA eine Spezialausbildung zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens, der Geldwäsche und der Korruption. Seit 2008 war er Staatsanwalt am Areopag, dem obersten Gerichtshof. Vergangenes Jahr übernahm er die Leitung der Behörde für die Schwarzgeldbekämpfung – und scheute sich nicht einmal, orthodoxe Popen vorzuladen und die Vermögensverhältnisse der Gottesmänner zu durchleuchten.
Nikoloudis geht die Sache systematisch an. Er gleicht die Bankdaten der Griechen mit ihren Steuererklärungen ab – und stößt dabei auf Merkwürdigkeiten: Ein Steuerzahler, der ein Jahreseinkommen von 15 000 Euro meldet, aber 17 000 Euro pro Jahr in eine Lebensversicherung einzahlt. Oder ein Landwirt, der ein Jahreseinkommen von 12 000 Euro deklariert, aber mal eben sieben Millionen ins Ausland transferiert. „Es ist im Grunde so einfach, aber bisher hat es niemand gemacht“, sagte Nikoloudis der Zeitung „To Vima“.
Der ehemalige Staatsanwalt hat ein ehrgeiziges Ziel: Bis Ende des Jahres will er hinterzogene Steuern von 2,5 Milliarden Euro eintreiben – mindestens.