Der Neurusse Gerard Depardieu hat seinen Nationalitätenwechsel bestätigt und sich in einem Brief bei Kreml-Chef Wladimir Putin für den Pass bedankt. „Hello Goodbye: Entscheidung aus Liebe“ – Gérard Depardieus Film aus dem Jahr 2008 könnte dem Nationalitätenwechsel den Titel verleihen. „Angewidert“ von der französischen Politik folgen in Depardieus offenem Brief Ehrbekundungen für den Kremlchef. Er schätze Wladimir Putin, schreibt der Schauspieler.
Der im russischen Fernsehen veröffentlichte Brief Depardieus „an die russischen Journalisten“ liest sich wie eine Liebeserklärung an die neue Wahlheimat: „Ich liebe Ihr Land Russland, seine Menschen, seine Geschichte, seine Schriftsteller.“ Er möge die Filme und die Schauspieler, mit denen er gearbeitet habe, schwärmt Depardieu. „Ich liebe Ihre Kultur, Ihre Intelligenz.“ Der 64-Jährige sieht sich sogar in Russland verwurzelt: „Mein Vater war Kommunist und hat Radio Moskau gehört! Das ist ein Teil meiner Kultur.“
Auch der Chef des russischen Filmarchivs Gosfilmofond, Nikolai Borodatschow, sieht Depardieu tief verankert im größten Land der Welt. Depardieu kenne Russland so gut, er müsse „der Sohn eines Kosaken“ sein, meinte er. Die russischen Weiten haben es Depardieu nach eigenen Worten angetan: „In Russland lässt sich gut leben.“ Nicht unbedingt in Moskau, schränkt der scheidende Pariser ein. Eine solche Riesenstadt sei zu groß für ihn. „Ich bevorzuge das Land, ich kenne wunderbare Orte in Russland.“
Depardieu nennt auch indirekt ein Beispiel: Bielye Stolby, ein Ort mit 6500 Einwohnern vor den Toren Moskaus. Dort drehte er „Rasputin“, der in seiner neuen Heimat bis heute nicht in den Kinos zu sehen war. Der Ort ist ähnlich klein wie die belgische Provinzgemeinde Néchin, in der Depardieu auf der Flucht vor 75 Prozent Reichensteuer in Frankreich knapp hinter der Grenze eine Immobilie erwarb.
Sollte der als Lebemann bekannte Schauspieler das schmucklose alte Zollhaus tatsächlich für seine zum Verkauf stehende 20-Zimmer-Villa l'hôtel de Chambon im Herzen des Pariser Szeneviertels Saint Germain eintauschen wollen, kann er dennoch auf die gerade mal 13 Prozent Einkommensteuer in Russland bauen. „Um Steuern in Russland zu zahlen, muss man sich entweder mindestens 183 Tage im Jahr in Russland aufhalten oder zum Beispiel Vorstandsmitglied einer russischen Firma sein – egal, wo man lebt“, sagt der Moskauer Jurist Alexander Sotow.
Neben den offiziellen Begrüßungsformeln für Depardieu muss sich der Neu-Russe auch manchen Spott auf Internetforen gefallen lassen. User „DZ73“ erkennt zum Beispiel schon den Landsmann in Depardieu: „Er verlässt des Geldes wegen seine Heimat? Das muss ein Russe sein!“ Schon sehr russisch schließt Depardieu seinen Brief mit dem Ruf: „Ehre sei Russland“.
Auch Schauspielerin Brigitte Bardot droht mit einem Nationalitätenwechsel. Damit will die passionierte Tierschützerin zwei kranke Elefanten vor der Einschläferung bewahren. Laut Nachrichtenagentur AFP schrieb die 78-Jährige in einem Brief, wenn „Baby“ und „Népal“ in Lyon getötet würden, werde sie die russische Staatsbürgerschaft beantragen, „um aus diesem Land zu fliehen, das nur noch ein Tierfriedhof ist“.