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PARIS
Depardieu mit 1,8 Promille
Gerard Depardieu auf seinem Roller.
Foto: Jacques Demarthon, AFP | Gerard Depardieu auf seinem Roller.
reda
 |  aktualisiert: 08.04.2014 19:03 Uhr

Gérard Depardieu wäre ja gerne zu seinem Prozess in Paris wegen einer Alkoholfahrt gekommen. Das sagte zumindest sein Anwalt Eric de Caumont im Vorfeld. Aber er habe es leider wieder nicht geschafft – zum vierten Mal in Folge. „Er ist einfach total überlastet und extrem mobil“, erklärte der Verteidiger. „Ich habe selbst manchmal Schwierigkeiten, ihn zu fassen zu kriegen.“ Wegen einer Geschäftsreise sei er verhindert, hieß es von dem französischen Schauspieler, der Anfang 2013 von Präsident Wladimir Putin auch die russische Staatsbürgerschaft verliehen bekommen hat.

Deshalb akzeptierte er den Richterspruch, gegen den er ursprünglich Berufung eingelegt hatte: In erster Instanz war der schwergewichtige 64-Jährige zu einer Geldbuße von 4000 Euro und zu einem sechsmonatigen Fahrverbot verurteilt worden, nachdem er im Sommer 2012 mit 1,8 Promille im Blut in Paris von einem Roller gefallen war. Verletzte gab es nicht. Schon 1990 und 1998 war Depardieu wegen Trunkenheit am Steuer zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Ob er seinem französischen Heimatland brüsk den Rücken kehrt, sich in einer Flugzeugkabine erleichtert oder in einem Wutanfall einen Paparazzo zusammenschlägt: Die wenigsten Franzosen nehmen dem vielfach ausgezeichneten Film- und Theaterstar mit der markanten Nase seine Fauxpas übel. Das Rebellen-Image gehört zu „Gégé“.

Nach dem Verkauf seiner Pariser Villa und seinem Umzug in ein belgisches Dorf direkt hinter der französischen Grenze wehrte Depardieu sich gegen den Vorwurf der mangelnden Steuermoral und erklärte 2012 in einem offenen Brief, „ein wahrer Europäer, ein Weltbürger“ zu sein und seinen französischen Pass und die Sozialversicherungskarte zurückzugeben. Nun sagte allerdings sogar Catherine Deneuve, die sonst stets Partei für ihren mehrmaligen Filmpartner ergriffen hat, Depardieu sei „kein gutes Vorbild“.

Doch trotz oder gerade wegen seines Rufes als Enfant terrible verehren viele Franzosen den Darsteller des Cyrano de Bergerac, des Grafen von Monte Christo und des Obelix, der aus sehr einfachen sozialen Verhältnissen stammt. In seine Fußstapfen traten seine beiden Kinder mit der Schauspielerin Elisabeth Guignot, Julie Depardieu und der inzwischen gestorbene Guillaume. Außerdem hat Depardieu eine Tochter und einen Sohn von zwei weiteren Frauen. Heute lebt der exzentrische Schauspieler mit der 29 Jahre jüngeren Clémentine Igou zusammen, die für die Vermarktung seines Weingutes in der Toskana zuständig ist.

Die Begründung vor der Justiz, zu viel beschäftigt zu sein, um persönlich zu seinen Prozessen zu erscheinen, ist nicht gelogen: Depardieu steht nicht nur vor der Kamera und auf der Bühne, sondern besitzt mehrere Weingüter, er hat ein Restaurant in Paris, betätigt sich als Immobilienmakler und Filmproduzent und als Kulturbotschafter von Montenegro. . Er ist weltweit viel unterwegs – auch auf dem Roller. Denn da er inzwischen den französischen gegen einen belgischen Führerschein getauscht hat, haben die französischen Behörden darauf keinen Zugriff mehr.

 
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