zurück
WASHINGTON
Denkmal Armstrong ist gestürzt - Lebenslang gesperrt
Von unserem Mitarbeiter Timo Schoch
 |  aktualisiert: 02.08.2018 14:24 Uhr

Kämpfen, nie aufgeben. Das war immer die Maxime von Lance Armstrong. Sie wurde zu seinem Markenzeichen. Seine Kraft schöpfte er daraus. Mit dem einzigen Ziel: seine Gegner zu besiegen. Dabei schien der US-Amerikaner immer das Hase- und Igelspiel zu gewinnen, sei es im Sattel seines Rennrades, im Gerichtssaal oder im Krankenbett. Armstrong war seinen Gegnern immer einen Schritt voraus – bis Freitag.

Da teilte Armstrong schriftlich mit, sich nicht mehr mit den gegen ihn erhobenen Doping-Vorwürfen beschäftigen zu wollen und dafür auch den Verlust seiner sieben Tour-Titel in Kauf zu nehmen. „Es kommt ein Punkt im Leben jedes Menschen, an dem er sagen muss: 'Es reicht.' Für mich ist dieser Punkt jetzt gekommen“, so der ehemalige Radprofi. Der 40-Jährige sieht sich als Opfer und schrieb von einer „Hexenjagd“ durch Travis Trygart, den Chef der US-Anti-Doping-Agentur USADA. Diese sperrte Armstrong noch am Freitag lebenslang und strich all seine Ergebnisse seit 1. August 1998. Über eine Aberkennung seiner Tour-Titel kann aber voraussichtlich nur der Rad-Weltsportverband UCI entscheiden.

Unbesiegt selbst vom Krebs

Armstrongs unbändiger Wille war erstmals 1996 gefragt. Damals diagnostizierten Ärzte bei ihm eine Krebserkrankung im fortgeschrittenen Stadium und mit geringen Überlebenschancen. Doch Armstrong kämpfte – und gewann. Im Frühjahr 1998 kehrte er als Radprofi zurück. Fortan war im Peloton alles anders. Armstrong gab die Taktzahl vor. Er war der Dominator, der Herrscher der Tour de France. Wenn Armstrong in den Bergen aus dem Sattel ging und seine Beine auf der Radkurbel kreiseln ließ, wussten seine Gegner: Armstrong hat gewonnen. Für Jan Ullrich & Co. war er uneinholbar. Unbesiegbar.

Fotoserie

Es war wie eine Geschichte im Märchen: Der Totgeglaubte kommt zurück und besteigt den Thron des schwersten Radrennens der Welt. Seine Ausnahmestellung erklärte er mit seiner Kämpfernatur. Zwischen 1999 und 2005 gewann er sieben Mal die Tour de France – mehr als jeder andere vor ihm. Armstrong war unantastbar. Lange Zeit galt das auch für seine Dopingjäger.

Denn herausragende sportliche Leistungen machen stutzig. Die Spekulationen über Doping bei ihm und in seinem Team waren immer da. Erste präzise Anschuldigungen kamen vor acht Jahren auf. Unmittelbar vor der Tour de France 2004 veröffentlichten die Journalisten David Walsh und Pierre Ballester das Buch „L.A. Confidential“. Darin erhoben sie erstmals schwere Dopingvorwürfe gegen Armstrong. Das tat auch die renommierte französische Zeitung „L'Équipe“ im August 2005 (lesen Sie dazu auch unten stehende Chronologie). Armstrong hatte kurz zuvor zum siebten Mal die Tour de France gewonnen und seine Karriere daraufhin beendet. 2006 wurde er von den Anschuldigungen freigesprochen – er hatte im Radsportweltverband UCI einen starken Verbündeten.

Späte Kapitulation statt Kampf

Danach war die Jagd auf ihn erst richtig eröffnet. Viele wollten nun das Denkmal Armstrong stürzen. Seine Ex-Teamkollegen Floyd Landis und Tyler Hamilton beschuldigten ihn des Dopings. Auch diese Angriffe pariert der 40-Jährige, selbst die US-Staatsanwaltschaft lenkte ein und stellte 2012 die Dopingermittlungen gegen ihn ein. Danach schien es, als habe Armstrong alle großen Kämpfe seines Lebens gewonnen. Doch der finale Fight stand ihm noch bevor.

Auf einen Blick: Das wird auf twitter zum Thema geäußert.

Am 12. Juni 2012 erschien mit der USADA der größte Gegner auf der Bildfläche. In einem Schreiben erhoben die Dopingjäger schwere Vorwürfe. Proben aus den Comeback-Jahren 2009 und 2010 sollen „vollkommen mit Proben übereinstimmen, an denen Blutmanipulation, inklusive Epo und/oder Blut-Transfusionen vorgenommen wurden“. Armstrong, mittlerweile zum Triathlon gewechselt, wurde sofort für alle Wettbewerbe gesperrt. Am 20. August erklärte ein Gericht in Austin die Ermittlungen der USADA gegen ihn für rechtens. Der Texaner musste sich entscheiden, ob er eine Schiedsgerichts-Verhandlung will oder eine drohende lebenslange Sperre akzeptiert. Fast jeder erwartete, dass Armstrong wieder kämpft. Doch diesmal kapitulierte er.

Das gesamte Verfahren habe einen „zu hohen Zoll“ von ihm und seiner Familie gefordert, begründet Armstrong seinen Entschluss. Wenn er eine Chance gesehen hätte, in einer fairen Umgebung die Vorwürfe widerlegen zu können, hätte er „die Chance wahrgenommen“. „Aber ich weigere mich, in einem einseitigen und unfairen Prozess mitzumachen.“ Zwar legt er mit dieser Begründung kein Dopinggeständnis ab, aber es kommt einem solchen gleich. Mit Informationen von DPA.


|
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Denkmäler
Dopinggeständnisse
Floyd Landis
Französische Zeitungen
Jan Ullrich
Lance Armstrong
Profi-Radsportler
Tour de France
Tyler Hamilton
Weltradsportverband
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen