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BERLIN
Debatte um Standards bei Promotionen
dpa
 |  aktualisiert: 05.02.2013 13:25 Uhr

Die Plagiatsaffäre um Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat die Debatte über die Standards für Hochschulabschlüsse neu entfacht. Der Ruf nach einheitlichen Regeln für die Überprüfung von Promotionen wird lauter. Nach Ansicht der Grünen-Bildungspolitikerin Krista Sager sollten die Hochschulen ihre Standards vereinheitlichen. „Wir haben die Situation, dass an deutschen Universitäten in diesen Fragen unterschiedliche Verfahrensregeln gelten“, sagte sie im Deutschlandfunk. „Es war zum Beispiel reiner Zufall, dass (der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor ) zu Guttenberg sich in Bayreuth nicht strafbar gemacht hat“, sagte Sager. An der Universität München wäre er dagegen wegen Meineids angeklagt worden.

Der Philosophische Fakultätsrat der Uni Düsseldorf hatte am Dienstagabend beschlossen, eine „ergebnisoffene“ Überprüfung der Doktorarbeit Schavans einzuleiten. Am Ende könnte auch ein Entzug des Doktortitels stehen. Schavan werden bei ihrer 1980 eingereichten Doktorarbeit Plagiate, unkorrektes Zitieren und die Vernachlässigung wissenschaftlicher Standards vorgeworfen.

Die Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses, Ulla Burchardt (SPD), verwies darauf, dass der Bund auch nach der Föderalismusreform für die Sicherung der Hochschulabschlüsse zuständig sei. So könne er einheitliche Rahmenvorgaben machen, wenn die Wissenschaft sich nicht selbst darauf verständigen könne, sagte Burchardt. Dies gelte sowohl für die Garantie der Qualität beim Abschluss wie auch für Kontrollverfahren beim Verdacht von Verfehlungen.

Nolte für Verjährungsfrist

Der Historiker Paul Nolte (FU Berlin) plädierte für eine Verjährungsfrist bei Plagiatsvergehen. Auch 1980 habe man gewusst, was ein korrektes Zitat ist, sagte Nolte im Deutschlandradio Kultur. Nach so vielen Jahren sei es aber für ihn „ein sehr fragwürdiges Verfahren, so mit dem Leben eines Menschen umzugehen“. Für Schavan werde es in jedem Fall „eng“. Allein wegen der Einleitung des Verfahrens sei ihre Integrität beschädigt. Sie müsse sich fragen lassen, „ob sie als Bildungsministerin noch länger amtieren kann“.

Für den Präsidenten der Uni Hamburg, Dieter Lenzen, hat der Fall Schavan inzwischen die Ausmaße einer „griechischen Tragödie“: „Es gibt nur Verlierer. Der eine ist die Ministerin natürlich (...). Und die Wissenschaft als Ganzes, die plötzlich da steht, als ob sie ein Haufen von Betrügern sei.“ Tatsächlich aber gebe es bei jährlich rund 150 000 Examensarbeiten nur schätzungsweise knapp 100 Fälle von Fehlverhalten, betonte Lenzen im Deutschlandradio Kultur.

Kritik aus der Wissenschaft

Unions-Fraktionsvize Michael Kretschmer forderte die Universität Düsseldorf auf, „endlich unabhängigen Expertenrat einzuholen“. Im Hauptverfahren müsse „auch die berechtigte Kritik aus der Wissenschaft am bisherigen Vorgehen beachtet werden“.

Bildungsministerin Annette Schavan teilte am Mittwoch schriftlich mit: „Ich bin davon überzeugt, dass die unbegründeten Plagiatsvorwürfe ausgeräumt werden.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält weiter zu ihrer Vertrauten. SPD und Grüne preschten vor: Schavan müsse bei einem Titel-Verlust zurücktreten.

 
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