Im Anfang war das Wort. So steht es geschrieben. Heute wissen wir, dass damit auch das erste Geschenk aller Tage einherging. Ein großes Geschenk. Licht, Leben, Land, Leute, Liebe. Viel mehr geht nicht. Daran gemessen musste alles abfallen, was an Gaben folgen sollte.
Auch so etwas Geschichtsträchtiges wie das Trojanische Pferd. Das, wenn man so will, Musterbeispiel für alle Geschenke, die man garantiert nicht haben will. Da freuten sich die Trojaner in der griechischen Mythologie über das angebliche „Abschiedsgeschenk“ der Danaer, mit denen sie im Clinch lagen. Ein riesiges hölzernes Pferd, das sie sogleich ins Herz schlossen. Und was war? Im Bauch des Pferdes hatten sich listige griechische Soldaten versteckt, die die Stadttore für ihre Kameraden öffneten. Der Untergang Trojas war besiegelt. Seitdem hat die Menschheit gelernt, noch so nett verpackten Präsenten mit einem latenten Misstrauen zu begegnen.
Dann schon lieber was verschenken, das einen Interpretationsspielraum erst gar nicht zulässt. Hat sich Kleopatra gedacht und ihrem Geliebten Gaius Julius Cäsar was offeriert? Genau: sich selbst. Eingewickelt in einen prächtigen Teppich, bevor sie sich, spärlich bekleidet, effektvoll entrollte. Behauptet jedenfalls die Legende. Das bewahrte Cäsar zwar nicht vor dem späteren Dolchtod im römischen Senat. Aber mal ehrlich: Kaum einem Staatsmann der Nachzeit wurde ein ähnlich spektakulärer Liebesbeweis dargeboten.
Da kann auch unser österreichischer Nachbar Kaiser Franz Joseph I. nicht mithalten. Der hat seiner bayerischen Sisi zur Hochzeit 1854 zwar nur im übertragenen Sinne den Teppich ausgerollt, ihr dafür aber gleich die Zugspitze vermacht. Genauer: die nördliche Hälfte. Verbunden mit den Worten: „Damit's auch an richtigen Berg habt's.“ Und hoppala: Seitdem soll die Zugspitze bayerisch sein. Ob das alles stimmt? Die Geschichte ist so romantisch, dass sie nicht erfunden sein darf.
Zur Romantik gehört zärtliche Liebe, die Elvis Presley auch als Aufforderung zu betonen wusste: „Love Me Tender“. Vielleicht hätte es den Schmachtfetzen nie gegeben, hätte sich Elvis zu seinem elften Geburtstag 1946 nicht ein Gewehr gewünscht. Welche Eltern hören das schon gerne? Stattdessen gab's halt eine Gitarre. So schreibt man Weltgeschichte.
Die hatte auch Fidel Castro im Sinn, als er auf Kuba einst die Revolution verkündete. Davon übrig blieb bekanntlich ein sozialistischer Pleitestaat. An dieser Stelle kommt die DDR ins Spiel. Castro hat bei einem Staatsbesuch 1972 in Ost-Berlin seinem Bruder im Geiste, Erich Honecker, eine Karibikinsel „geschenkt“. Quasi sein Mitbringsel. 15 Kilometer lang, 500 Meter breit, unweit der berühmten Schweinebucht. Eigens dafür ist ein Teil der Inselkette „Cayos Blancos del Sur“ in „Cayo Ernesto Thaelmann“ umbenannt worden, nach dem kommunistischen Märtyrer. Mit „DDR-Strand“, der „Playa RDA“.
Die Jahre vergingen, die Wiedervereinigung kam, und irgendwann stellte jemand die Frage: Gehört das Eiland nun zur Bundesrepublik? Ein 17. Bundesland? Eine Art Kolonie? „Entwarnung“, erklärten Auswärtiges Amt und kubanische Botschaft unisono. Fidels Geste sei nur ein symbolischer Akt gewesen, keine tatsächliche Besitzübertragung. Heute ist die Insel militärisches Sperrgebiet.
Apropos Sperrgebiet. Ein begehbarer Kleiderschrank als Geschenkidee ist gerade für Frauen sehr attraktiv. Weil es in der US-Fernsehserie „Sex and the City“ nie um etwas anderes ging als um weibliche Traumwelten, haben die Drehbuchschreiber die männliche Figur „Mr. Big“ seiner Liebsten ein solches Pumps-Paradieses überreichen lassen.
Was das kostet, will sich kein Mann ausmalen. Am Ende geht es ja immer irgendwie ums Geld. Davon war jede Menge im Spiel, als einige sicherlich ehrenwerte Herren dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl ein paar Millionen für die CDU geschenkt haben, wenn auch auf nicht ganz legalem Weg. Wer die Herren sind, hat Kohl bis heute nicht verraten.
Er gab ihnen sein Wort.