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Das Loch
Von unserem Redaktionsmitglied Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 16.03.2011 08:58 Uhr

Das Loch. So heißt frei übersetzt das finnische Wort „Onkalo“. Gleichzeitig steht es als Abkürzung für das atomare Endlager des Landes, das als eines der ersten weltweit seinen Betrieb aufnehmen soll. In diesem Felsloch in Olkiluoto direkt neben den bestehenden Kernkraftwerken will Finnland ab 2020 seinen Atommüll vergraben. Für Tausende von Jahren. „Für immer“, betont Timo Seppälä, Pressesprecher des Betreiberunternehmens Posiva. Für ihn ist die Endlagerfrage gelöst: „Nach den bisherigen Erfahrungen ist sie möglich.“

Noch ist Onkalo eine Baustelle; der Hauptstollen ist bis in eine Tiefe von 426 Metern in den Fels getrieben worden. Ein paar Tiefenmeter fehlen noch, dann ist der Haupttunnel fertig. In diesem Jahr soll dann der erste Testtunnel für die Endlagerung entstehen, die Betriebsgenehmigung erwartet Posiva für 2012.

In etwa 440 Metern Tiefe werden die Entsorgungstunnel gegraben. Dort schließlich schachten die Arbeiter ein acht Meter tiefes Loch für den Endlagerbehälter aus. Jede dieser Stahlkapseln kann zwölf Brennelemente aufnehmen. Sie ist mit Kupfer ummantelt, um der Korrosion zu begegnen.

Steht der Behälter im Gestein, wird er in Bentonit eingepackt – eine Tonart, die in der Bautechnik schon lange eingesetzt wird, aber auch als Katzenstreu Verwendung findet. Wie Seppälä erläutert, nimmt das Material Wasser auf und dehnt sich aus – „wie ein Hefeteig“. Somit werde der Kanister fest umschlossen. Gleichzeitig härtet das Bentonit aus und wird wasserundurchlässig. So soll verhindert werden, dass Rost den Behälter angreift. Sind alle Löcher eines Tunnels gefüllt, wird auch der Stollen mit Bentonit verschlossen. „Ziel ist es, das Material von der Umgebung zu isolieren“, sagt Seppälä.

Das Projekt ist so angelegt, dass man den Atommüll sogar wieder herausholen könnte, sollte dereinst ein schlauer Kopf eine bessere Methode im Umgang mit dem strahlenden Material finden. Diese laut Seppälä „sehr aufwendige und sehr teure“ Option hatte sich das finnische Parlament 2001 bei seiner Entscheidung für Onkalo offengelassen.

Die „Kosten der Beerdigung“, wie Seppälä salopp formuliert: 3,3 Milliarden Euro, wobei die reinen Baukosten mit 710 Millionen Euro nicht den größten Brocken ausmachen. Schon einer der 2800 Lagerkanister frisst den Wert eines halben Einfamilienhauses auf: 140 000 Euro.

Derzeit graben sich die stählernen Wühlmäuse durch den Granit. Sprengungen finden in Fünf-Meter-Etappen statt, um die Gesteinsformationen zu schonen. Pressesprecher Seppälä gibt sich optimistisch, dass 2020 die erste Lagerhülse eingelassen wird. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt: Dann ist das erste Brennelement eines der Olkiluoto-Blöcke erst endlagerfähig. Der Brennstoff muss sich bis zu 70 Jahre lang abkühlen, bevor er unter die Erde kommt.

Im Jahr 2120 wird das Labyrinth komplett verschlossen. Die Verantwortung geht dann auf den finnischen Staat über. Timo Seppälä: „Es gibt noch viel Arbeit für die nächsten Generationen.“

 
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