Wie der sprichwörtliche Phoenix aus der Asche, so präsentiert sich der FDP-Chef Christian Lindner nach dem Erfolg seiner Partei bei den Landtagswahlen in Berlin am Montag. „Das ist ein Signal der Stärke.“ Die Liberalen setzten mit dem Wiedereinzug ins Parlament, ausgerechnet in der sonst so alternativen Hauptstadt, ein deutliches Lebenszeichen. Dabei sind die Ergebnisse nur die Fortsetzung eines bundesweiten Trends: Heimlich still und leise – die FDP ist auf dem Weg nach oben.
„Langsam und still schleichen wir uns in die politische Debatte zurück“, sagt der FDP-Chef mit ruhiger Stimme. Die Freude über den überraschenden Erfolg kann Lindner aber trotz des Blitzlichtgewitters der vielen Fotografen nicht verbergen. Bei den vergangenen sieben Landtagswahlen seit Januar 2015 gewannen die Liberalen jedes Mal Stimmen dazu. In fünf Landtage zog die Partei seither ein.
Der Höhenflug ist eng mit Christian Lindner verbunden. Der 37-Jährige steht für die neue FDP. Vorbei sind die Zeiten, als die Liberalen von einer Niederlage in die nächste schlitterten und kurz vor der Auflösung standen. Mit ihm kam der Aufschwung. „Weltoffen und zukunftsgerichtet“, so will Lindner Politik machen, ohne dabei die „liberalen Grundtugenden“ zu vernachlässigen: „Wir sind die Alternative für alle Demokraten, die sich mit dem Stillstand nicht abfinden wollen“, sagt der sichtlich überzeugte Bundesvorsitzende. Er scheut sich im Gegensatz zu so manchem Vorgänger nicht, die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu kritisieren. Im Hinblick auf die Flüchtlingskrise spricht er vom „Merkel-Malus“ und fordert eine Korrektur des Kurses. Zudem wird Lindner nicht müde, die Unterschiede zur AfD zu betonen: „Rechtsstaatlichkeit statt Rechtspopulismus. Es ist wichtig, sich von diesen Leuten abzugrenzen.“
Phönix aus der Asche
In Berlin ist die Rechnung aufgegangen: Viele ehemalige CDU-Wähler stimmten liberal. Auch viele Nicht-Wähler machten ihr Kreuzchen bei der FDP. Die Partei hat sich geöffnet, das zeigt die personelle Zusammensetzung. Mit Bernd Schlömer sitzt künftig der ehemalige Bundesvorsitzende der Piratenpartei für die Liberalen im Berliner Parlament. Dazu zieht mit Sebastian Czaja ein Mann ins Abgeordnetenhaus ein, der bis 2005 noch für die CDU tätig war. Zusammen mit seinen ehemaligen Parteikollegen, wie Bruder Mario, bisher Senator für Gesundheit und Soziales, sitzt er künftig auf der Oppositionsbank.
„Berlin ist anders“ – sagen viele Experten. Mit der FDP ist dennoch wieder zu rechnen – auch für die Bundestagswahl 2017. Für Lindner ist es das erklärte Ziel: „Ich sehe meine Zukunft nicht in Nordrhein-Westfalen, sondern in Berlin.“ Bis dahin finden noch drei Landtagswahlen statt. Eines steht aber schon jetzt fest: Die FDP ist wieder eine ernst zu nehmende Alternative – der Phoenix aus der Asche.