Sozial, lokal, mobil. Das ist die Zukunft des Internets. Zumindest war das die Erkenntnis der Teilnehmer auf der „local web conference 2012“ in Nürnberg. Und so kennzeichneten diese drei Schlagworte auch das Treffen, bei dem dem Internet zugetane Unternehmer, Journalisten und Vertreter von Kommunen zusammenkamen.
Die zweite Erkenntnis: Deutschland zählt bei der Verbreitung des mobilen Internets und dessen wirtschaftlicher Nutzung nicht zu den Pionieren. Eher zu den „easy followern“. Denen also, die den Trends hinterherlaufen.
Gerade mal 23 Prozent der Deutschen nutzen im täglichen Leben ein Smartphone. In Großbritannien sind es bereits 47 Prozent, in den USA 38. Einer der Gründe für die geringe Verbreitung: „Die lang bindenden Zwei-Jahres-Verträge der Mobilfunkanbieter“, beklagt Stefan Hentschel von der Google-Deutschland GmbH. Die Vertragslaufzeiten seien zu unflexibel und schreckten potenzielle Smartphone-Kunden ab.
Dennoch wird die mobile Nutzung des Internets über Smartphones in den kommenden Jahren auch in Deutschland rasant zunehmen und in Verbindung mit der Geoposition ganz neue Anwendungen und Geschäftsmodelle ermöglichen. Und so warnt Hentschel angesichts des mobiler und lokaler werdenden Internets: „Deutsche Unternehmen müssen bald reagieren, um den Anschluss nicht zu verpassen.“
Zwar recherchierten die Menschen ihre Kaufinteressen mobil im World Wide Web, meint Google-Mann Hentschel. Gekauft würden die Waren aber zu 80 Prozent in einem Umkreis von 80 Kilometern – also lokal. Das ist das Ergebnis einer von Google in Auftrag gegebenen Studie.
Der Kapitalfehler der Unternehmen sei, so Hentschel weiter, auf das Produkt zu setzen, das die derzeit höchste Gewinnmarge verspricht. Viel wichtiger sei es, Trends zu erkennen, zu akzeptieren und entsprechend zu reagieren.
Als Beispiel nennt Hentschel die Firma Kodak. Das Unternehmen habe den Entwicklungs- und Verbreitungsprozess von Digitalkameras völlig falsch eingeschätzt und stattdessen auf das Produkt mit den seinerzeit größten Gewinnaussichten gesetzt, den Film. Heute ist Kodak pleite.
Die niederländische Fluggesellschaft KLM hat reagiert und das umfassend: Bucht jemand einen Flug über das Internet, vergleicht KLM die Daten über das soziale Netzwerk Facebook mit denen anderer Passagiere und sucht einen passenden Sitznachbarn – mit ähnlichen Interessen.
Und das Internet wird unser Leben noch mehr beeinflussen, dessen ist sich Peter Wippermann vom Trendbüro in Hamburg sicher. Das Trendbüro ist ein Beratungsunternehmen für gesellschaftlichen Wandel. Auch Wippermann bedauert die „Anpassungsträgheiten“ deutscher Unternehmen: „Privat sind wir schneller und intelligenter“, sagt er auf der Nürnberger Konferenz.
Viele kleine und größere Firmen hätten die Trägheit aber bereits überwunden. Taxis beispielsweise könnten via Smartphone-Applikation bestellt werden, ganz ohne Anruf. Der Kunde sieht auf dem internetfähigen Handy das von seinem Standort aus nächste Taxi auf einer Karte und ordert es per Fingerdruck. Bereits vorab können wissenswerte Informationen geklärt werden. Etwa, ob es sich um eine Kurierfahrt handelt oder ob der Kunde seinen Hund dabei hat.
Das Internet ist aber immer auch verbunden mit der Preisgabe von Daten. Ein Problem, auf das wir Deutsche äußerst sensibel reagieren. Das weiß auch Wippermann, der an die Selbstverantwortlichkeit jedes Einzelnen appelliert, nicht ohne eine angepasste, vernünftige Gesetzgebung zu fordern. Sein Credo: „Selbstkontrolle statt Systemkontrolle“.