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BERLIN
Das Grauen auf der Zigarettenpackung
Schockbilder auf Zigarettenpackungen       -  Faulige Zähne werden Raucher nun öfter zu sehen bekommen: Ab 20. Mai muss die Tabakindustrie Schockfotos auf die Schachteln drucken.
Foto: Angelika Warmuth, dpa | Faulige Zähne werden Raucher nun öfter zu sehen bekommen: Ab 20. Mai muss die Tabakindustrie Schockfotos auf die Schachteln drucken.
Denise Schiwon
Denise Schiwon
 |  aktualisiert: 06.03.2016 03:32 Uhr

Abgefaulte schwarze Zahnstummel, offene Raucherbeine, handgroße Krebsgeschwülste am Hals. Diese schockierenden Motive werden bald auf allen deutschen Zigarettenschachteln abgebildet sein. Ab 20. Mai ist die Tabakindustrie dazu verpflichtet, auf zwei Drittel jeder Verpackung Text-Bild-Warnhinweise abzudrucken. Außerdem werden Aromen in Tabakprodukten wie elektronischen Zigaretten (E-Zigaretten) verboten. Das Gesetz wurde am Donnerstag vom Bundestag verabschiedet.

Nach langem Streit wurde damit die Tabakrichtlinie der Europäischen Union (EU) aus dem Jahr 2014 in deutsches Recht umgesetzt. Jedes Jahr sterben nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums mehr als 120 000 Menschen in der Republik an den Folgen des Rauchens. Das sind mehr als zehn Prozent aller Sterbefälle.

Anhand dieser Zahlen begründete Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) den Gesetzesentwurf. Man wolle nicht dem Einzelnen die Entscheidung abnehmen, aber denen, die auf dem Weg dorthin sind, einen guten Rahmen geben, dass sie sich nicht für das Rauchen entscheiden. Hinweise auf gesundheitliche Gefahren sind bereits auf den Verpackungen abgedruckt, zum Beispiel „Rauchen kann tödlich sein“.

Nun werden sie durch Fotos auf der Vorder- und Rückseite ergänzt. Mit den abschreckenden Bildern kommt laut Schmidt ein emotionaler Hinweis dazu.

In anderen Ländern wie Australien haben Ekelbilder bereits Wirkung gezeigt: Forscher konnten einen positiven Effekt auf das Ausstiegsverhalten feststellen. Darüber hinaus sollen die Fotos zur Prävention beitragen. Vor allem junge Nichtraucher sollen gar nicht erst zum Konsum verführt werden. „Tabakprodukte haben in den Händen von Kindern und Jugendlichen nichts verloren“, sagt Ursula Schulte (SPD). Und das schließe auch E-Zigaretten und -Wasserpfeifen ein. „Die elektronische Alternative liege bei Kindern und Jugendlichen im Trend“, meint Kordula Kovac (CDU/CSU). Verschiedene Aromen wie Schokolade würden einen Einstieg nur erleichtern.

Während die Zusatzstoffe im Mai der Vergangenheit angehören, gilt für die Mentholzigarette eine Übergangsfrist bis 2020. Linken-Politiker Frank Tempel erinnerte daran, dass die E-Zigarette hauptsächlich zur Entwöhnung beitrage. Wenn die E-Zigarette durch verbotene Aromastoffe unattraktiv gemacht werde, würden auch weniger Raucher zum Umstieg gebracht werden. Das könne nur die Tabakindustrie freuen. Bei der elektronischen Variante verdampft nikotinhaltige Flüssigkeit und verbrennt nicht. Dadurch bleiben einige schädliche Stoffe wie Blausäure oder Kohlenmonoxid aus.

Die Zigarette soll auch von Plakatwänden und aus den Kinos verbannt werden. In der EU ist Deutschland mittlerweile das einzige Land, das Werbung für Tabakerzeugnisse noch zulässt – wenn auch eingeschränkt. Zuletzt hatte Bulgarien die Werbung verboten. „Damit sind wir europäisches Schlusslicht“, stellte Grünen-Politikerin Nicole Maisch enttäuscht fest. Reklamen für E-Zigaretten sollen ebenfalls verschwinden. Die Produktion der rund 80 Milliarden Zigaretten, die jährlich in Deutschland verkauft werden, muss bis zum Stichtag auf die Bestimmungen angepasst werden. Zigarettenschachteln, die bis dahin noch ohne neue Warnhinweise hergestellt werden, dürfen bis 2017 verkauft werden.

Die Drogenbeauftrage der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), ist davon überzeugt, dass das Gesetz seine Wirkung nicht verfehlen wird. Die Regelungen würden auch ehemaligen Rauchern helfen, nicht wieder zur Zigarette zu greifen. Die CDU/CSU sowie die SPD stimmten für den Gesetzesentwurf. Die Grünen hielten dagegen, da die Bestimmungen deutlich unter den Möglichkeiten der Richtlinie seien. Die Linkspartei enthielt sich der Stimme.

 
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