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MAINZ
Claus Kleber und die heißen Eisen
Claus Kleber       -  Keine Angst vor heißen Heisen: Moderator Claus Kleber.
Foto: Jörg Carstensen (dpa) | Keine Angst vor heißen Heisen: Moderator Claus Kleber.
reda
 |  aktualisiert: 02.09.2015 19:54 Uhr

ZDF-Moderator Claus Kleber hält es angesichts der vielen Krisennachrichten für wichtig, den Zuschauern nicht nur Probleme zu zeigen. „Es geht darum, den Zuschauern nicht nur etwas zuzumuten, sondern ihnen auch Ideen zu geben, wie Probleme angepackt werden können.“ Man müsse aber aufpassen, nicht nur „pädagogisches Positivfernsehen“ zu veranstalten. Die Zuschauer erwarteten zu Recht, dass die Nachrichten die Realität abbildeten. Kleber moderiert das ZDF-Nachrichtenmagazin „heute-journal“ seit zwölf Jahren. Am Dienstag, 2. September, wurde er 60. Kleber schrieb während seiner Schulzeit für den „Kölner Stadt-Anzeiger“. Parallel zum Jurastudium arbeitete er beim Südwestfunk. Dort startete er auch seine Medienkarriere. Für die ARD war er mehrere Jahre Korrespondent in Washington.

Frage: Sie waren zwölf Jahre lang ARD-Hörfunk- und Fernsehkorrespondent in Washington und zwei Jahre lang Leiter des ARD-Studios in London. Vermissen Sie es, regelmäßig Reporter zu sein?

Claus Kleber: Da muss ich nichts vermissen. Ich habe ja das große Glück, dass ich weiter Reporter sein kann, für die Dokumentationen, die ich gemeinsam mit Angela Andersen mache. Ich bin von dem besten Job draußen zum besten Job drinnen gekommen, den man sich überhaupt vorstellen kann. Ein Riesenglück!

Welche Interviewpartner waren Ihnen bisher die liebsten?

Kleber: Ich wünsche mir Partner, bei denen ich das Gefühl habe, sie sind interessiert an meiner Frage und wollen weiterkommen in der Diskussion. Mit Bill Clinton und Colin Powell hatte ich Momente echter Auseinandersetzungen. Inzwischen kommt (Barack) Obama dazu, wobei Clinton und Powell besser waren. Bei Obama ging es um das heiße Eisen NSA-Affäre. Da hatte er sich eine Botschaft zurechtgelegt, die er 'rüberbringen wollte. Danach hat er sich aber doch noch genügend aus dem Konzept bringen lassen, um es zu einem interessanten Gespräch zu machen.

Kann man in der kurzen Zeit eines Interviews einen persönlichen Kontakt zu einem Gesprächspartner aufbauen?

Kleber: Wenn man sich gegenübersitzt: unbedingt. Über eine Satellitenverbindung ist das sehr viel schwieriger. Weil das ZDF die Nachrichten nun mal aus Mainz sendet, ist das für mich im „heute journal“ aber die Regel. Die allermeisten Leute, mit denen ich hier spreche, Bundesminister zum Beispiel, habe ich nie oder fast noch nie persönlich getroffen. Da fehlt einem die Körpersprache, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Die Interviews mit Bill Clinton, Colin Powell, Präsident Obama, Hillary Clinton, auch Angela Merkel, waren wesentlich angenehmer. Die kommen auch nicht so leicht davon. Es ist leichter, in eine schwarze Linse seine vorgestanzten Antworten abzuliefern als in die Augen von einem Menschen, den sie sichtlich in dem Moment nicht erreichen. Die Zuschauer haben häufig das Gefühl, so jemand wie der Kleber redet regelmäßig mit Herrn Steinmeier, Frau Merkel und Herrn Schäuble darüber, wie man die Berichterstattung machen sollte. Das kommt überhaupt nicht infrage. Insofern hilft es auch, dass ich hier in Mainz diesen Sicherheitsabstand von 600 Kilometern nach Berlin habe. Das kann auch mal ein Stück Unabhängigkeit sein.

Derzeit wird darüber debattiert, ob die Medien zu viele ausschließlich schlechte Nachrichten transportieren. Brauchen wir mehr positive Nachrichten?

Kleber: Die Flüchtlingsproblematik kann einem schon den Schlaf rauben. Ich glaube, was man stärker betonen muss und was wir auch schon betonen, ist, dass es nicht nur Probleme gibt, sondern auch die Wege zur Lösung. Es geht darum, den Zuschauern nicht nur etwas zuzumuten, sondern ihnen auch Ideen zu geben, wie Probleme angepackt werden können. Man muss aber höllisch aufpassen, dass man nicht von oben herab pädagogisches Positivfernsehen veranstaltet. Das würden die Zuschauer sofort merken und ablehnen. Sie erwarten zu Recht, dass die Nachrichten ihnen die Realität abbilden und nicht irgendwelche erzieherischen Konzepte umsetzen. Die Wahrheit ist immer zumutbar, hat Ingeborg Bachmann einmal weise formuliert.

Seit 40 Jahren Journalist

Claus Kleber ist ein Nachrichtenprofi, seit rund 40 Jahren im Journalismus. Aber auch einem Profi kann es passieren, dass ihn ein sensibles Thema wie das der Flüchtlinge zu Tränen rührt. Am 12. August erzählt der ZDF-Moderator im „heute-journal“ die Geschichte über einen Erlanger Busfahrer mit Herz, der Flüchtlinge in seinem Bus auf Englisch willkommen hieß. Seine Augen sind feucht, als er an Co-Moderatorin Gundula Gause abgibt. Beim Kurzmitteilungsdienst Twitter schreibt er danach: „Ich reagiere manchmal auf positive Kleinigkeit emotionaler als auf große Story. Nicht sehr professionell. Aber okay? Nächste Sendung wartet“. Seit über einem Jahr twittert Claus Kleber. „Ich habe Spaß dran gewonnen, mich an diese 140 Zeichen zu halten“, sagt er, bezeichnet sich aber als eher zurückhaltend, was die Menge angeht. Bei der Verwendung der Tweets als Nachrichtenquelle ist er vorsichtig: „Da brauche ich eine Bestätigung, eine unabhängige zweite Quelle.

“ Seit zwölf Jahren moderiert er das „heute-journal“. „Ich habe ja das große Glück, dass ich weiter Reporter sein kann.“ 2007 schlug er ein Angebot des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ als Chefredakteur aus und blieb dem ZDF treu. Welche Pläne hat Claus Kleber? „Ich möchte mit dem wachsen, was ich hier mache. Ich möchte dabei sein und mitwirken, wie das ,heute-journal' immer besser wird.“ Und er will sein Wissen weitergeben. Seit diesem Jahr ist er Honorarprofessor an der Uni Tübingen. Beim Auftakt war die Polizei im Einsatz, weil der Festsaal überfüllt war. „Seitdem kann mir keiner mehr erzählen, dass junge Leute unter 40 uns gar nicht mehr beachten.“

 
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