Generalsekretär Paul Ziemiak hätte es eigentlich bei diesem einen Satz belassen können. „Die CDU lehnt jede Form der Zusammenarbeit mit der AfD ab“, sagte der CDU-Politiker am Montag nach einer Sitzung der Parteispitze, und fügte noch ein laut vernehmliches „Punkt“ hinzu. Punkt. Aus. Ende der Debatte? Wohl nicht bei den Christdemokraten, die sich in diesen Tagen nach der mutmaßlichen Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke besonders schwertun im Umgang mit der Alternative für Deutschland.
Lübckes Tod hat die CDU hart getroffen. Vorstand und Präsidium der Partei würdigten ihn als Christdemokraten „mit durch und durch klaren Standpunkten und einem offenen Herzen“. Darüber hinaus hat sich die CDU darauf festgelegt, dass Lübcke „nach allem, was wir wissen, das Opfer von rechtsextremer Gewalt geworden ist“, wie es in einer Entschließung der Parteigremien heißt, und weiter: „Die Entfesselung extremer rechter Gewalt bis hin zu Rechtsterrorismus gedeiht in einem Umfeld rechten Hasses und rechter Hetze im Internet und in Sozialen Medien.“
Die Urheber von Hass und Hetze verorten die Christdemokraten auch bei führenden Repräsentanten der AfD und „nicht wenigen ihrer Mitglieder“ und sie ziehen daraus klare Schlussfolgerungen. „Jeder, der in der CDU für eine Annäherung oder gar Zusammenarbeit mit der AfD plädiert, muss wissen, dass er sich einer Partei annähert, die rechtsextremes Gedankengut, Antisemitismus und Rassismus in ihren Reihen bewusst duldet“, betonte Ziemiak. Eine Zusammenarbeit mit den Rechtsauslegern ist demnach undenkbar. „Koalitionen oder ähnliche Formen der Zusammenarbeit mit der AfD“ lehnt die CDU ab.
Neu ist der Entschluss nicht. Ein Unvereinbarkeitsbeschluss dieser Art war bereits im Dezember auf dem CDU-Parteitag in Hamburg verabschiedet worden. Das Problem ist bloß: Nicht alle halten sich dran.
Vor allem aus dem Osten Deutschlands sind immer wieder mal CDU-Politiker zu hören, die laut über eine Zusammenarbeit mit der AfD nachdenken. In der rund 3000 Einwohner zählenden mecklenburgischen Kleinstadt Penzlin hat die CDU in der Stadtvertretung eine Zählgemeinschaft mit dem einzigen gewählten AfD-Vertreter gebildet, wie Ziemiak bestätigte. Das brachte der Union mehr Sitze in Ausschüssen ein und der AfD-Vertreter ist nun im Rechnungsprüfungsausschuss sowie im Schul- und Kulturausschuss vertreten. Allein hätte ihm kein Sitz zugestanden, wie der Nordkurier berichtete.
Ob der Deal von Dauer ist, wird sich erst noch zeigen. Ziemiak zufolge handelt es sich um einen Alleingang der CDU Penzlin, der zuständige Kreisverband wusste von nichts. Der Kreisverband werde sich die Sache nun „genau anschauen“, erklärte der Generalsekretär und machte deutlich, dass am Ende auch ein Parteiausschluss stehen könnte.
In der Parteispitze stimmten sämtliche Parteioberen aus dem Osten der Anti-AfD-Entschließung zu. Thüringens Landeschef Mike Mohring beispielsweise erklärte, die CDU gewinne nichts, „wenn wir mit denen zusammenarbeiten, die am rechten Rand mit dem Feuer spielen“.
Der CSU-Vorsitzende Markus Söder untersagte seinen Leuten sogar ein kleines Pläuschchen mit den Rechten. Selbst „jeder Kaffeeplausch in einem Kommunalparlament“ sei abzulehnen, sagte er nach einer Sitzung des Parteivorstands in München. Die AfD vertrete ein negatives Grundmotiv, ihr Menschenbild schließe eine Zusammenarbeit aus. Für CDU und CSU gebe es deshalb nicht einmal einen „kleinen Spalt für die Zusammenarbeit“.
Mit der AfD wird sich in Zukunft auch der neue CDU-Bundesgeschäftsführer Stefan Hennewig herumärgern müssen. Der 45-Jährige folgt auf den Merkel-Vertrauten Klaus Schüler, wie Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer am Montag bekanntgab. Schüler wechselt zum Chemiekonzern Lanxess. Nicht zum Zuge kam Nico Lange, den Kramp-Karrenbauer, damals noch CDU-Generalsekretärin, aus dem Saarland nach Berlin holte. Lange wurde seinerzeit stellvertretender Bundesgeschäftsführer und es war erwartet worden, dass AKK ihn zum neuen Geschäftsführer beordert. (Mit Informationen von dpa)