Die Unterhaltung klingt scherzhaft, aber Carla Bruni-Sarkozy meinte es wohl durchaus ernst bei dem Gespräch im Februar 2011 zwischen ihrem Mann, dem damaligen französischen Präsidenten, und seinen engsten Beratern. Als Nicolas Sarkozy erklärt, sie mieteten ein Haus, obwohl sie doch eigentlich drei Dienstwohnungen hätten, erwidert sie: „Ja, weil ich dich (finanziell) unterhalte. Und ich dachte, einen Typen mit Geld zu heiraten.“
Ihre „fantastischen Werbeverträge“ habe sie als First Lady aussetzen müssen, aber solche werde sie bald wieder unterschreiben. „Sobald ich es mir erlauben kann, so einen coolen kleinen Vertrag.“ Sie hielt Wort: Wenige Monate nach Sarkozys Wahlniederlage 2012, die dem einstigen Topmodel wieder die alten Freiheiten zurückgab, posierte Bruni für eine Werbung für Kopfhörer, später für luxuriösen Schmuck.
Was sie damals nicht wusste: Die Unterhaltung wurde aufgezeichnet von Sarkozys einflussreichem Berater Patrick Buisson. Gestern stellten Medien Ausschnitte davon ins Internet, die nicht nur enthüllen, dass Carla Bruni bei vertraulichen politischen Beratungen auf höchster Ebene zugegen war, auch wenn Buisson und Kommunikationsberater Jean-Michel Goudard ihre Gegenwart und „pointierten Bemerkungen“, wie sie später ironisieren, unerträglich fanden.
Die Mitschnitte veranschaulichen auch die Hintergründe der Regierungsumbildung 2011. Sarkozy erwog, Regierungschef François Fillon mit dem damaligen Verteidigungs- und späteren Außenminister Alain Juppé zu ersetzen. Fillon würde dadurch „voll eins in die Fresse bekommen“, kommentiert der Staatspräsident. Seine Berater beunruhigen sich über den Wechsel von Generalsekretär Claude Guéant ins Innenministerium, der allzu sehr in diverse Skandale verwickelt sei. Und kanzeln eine Reihe Minister als „komplette Nieten“ ab.
Zu einem Zeitpunkt, zu dem Sarkozy offensichtlich sein politisches Comeback für die Präsidentschaftswahl 2017 vorbereitet und in seiner eigenen konservativen Partei UMP damit für Unruhe sorgt, wirken die Enthüllungen wie eine politische Bombe. Und dürften wohl gerade deshalb jetzt nicht zufällig auftauchen. Aus dem Umfeld Sarkozys, der sich offiziell nicht äußerte, hieß es, er tobe und fühle sich betrogen. Buisson, zuvor Journalist der rechtsextremen Wochenzeitschrift „Minute“, gilt auch parteiintern als umstritten und wird verantwortlich gemacht für den scharfen Rechtskurs, den Sarkozy einschlug, um den rechtsnationalen Front National abzudrängen – ohne Erfolg.
„Auf perverse Weise benutzt“
Buissons Anwalt hat die Authentizität der Aufnahmen bestätigt und verteidigt seinen Mandanten, dieser habe sie lediglich für den eigenen Gebrauch verwendet, um weitere Sitzungen vorzubereiten. Sie seien entwendet worden und würden jetzt „auf perverse Weise benutzt“.
Er sei bei den Enthüllungen „vom Stuhl gefallen“, sagte Ex-Premier Jean-Pierre Raffarin, François Fillon nannte sie „abstoßend“. Die regierenden Sozialisten erwägen den Einsatz einer parlamentarischen Kommission, weil das Abhören eine „Verletzung des Staates“ sei.