
Angesichts der verheerenden Feuer im Amazonasgebiet fordert Bundesentwicklungsminister Gerd Müller ein internationales Hilfsprogramm für Schwellenländer zum Schutz der Regenwälder. „Das Signal des G7-Gipfels muss ein Rettungsprogramm mit einer gemeinsamen G7-Initiative sein“, sagte der CSU-Politiker aus Kempten dieser Redaktion. „Bisher tragen die G7-Staaten zum globalen Regenwaldschutz nicht mehr als ein paar Wassertropfen an Unterstützung bei“, kritisierte der Minister. Dies sei ein großes Defizit der internationalen Klimapolitik.
Nach der weltweiten Empörung über die verheerenden Brände greifen nun die brasilianischen Streitkräfte ein. Am Wochenende starteten in Porto Velho im Bundesstaat Rondônia zwei Löschflugzeuge der Luftwaffe zu ihren Löscheinsätzen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Auf Videos war zu sehen, wie die Piloten über den Waldbrandgebieten Tausende Liter Wasser abwarfen. Darüber hinaus stehen Zehntausende Soldaten zur Unterstützung bereit. Für die Bekämpfung der Waldbrände stellte die brasilianische Regierung zusätzliches Geld zur Verfügung. „Entscheidend ist für das Weltklima, was in den Schwellen- und Entwicklungsländern passiert“, betonte Müller. „Elf Prozent der weltweiten CO2-Ausstöße gehen auf Brandrodung und Waldzerstörung zurück“, fügte er hinzu. „Zum Vergleich: Deutschland verursacht zwei Prozent. Wer nur über Maßnahmen in Deutschland diskutiert, hat die Welt nicht verstanden.“
Die Staatengemeinschaft müsse deshalb die Schwellen- und Entwicklungsländer unterstützen: „Die G7-Staaten sind neben China die Hauptverursacher des Klimawandels und deshalb in der Verantwortung, mehr zur Lösung der dramatischen Folgen weltweit beizutragen als bisher“, betonte Müller.
Die Industriestaaten tragen nach den Worten des Ministers auch eine Mitverantwortung für die Zerstörung des Regenwalds. „Der Wald brennt nicht nur in Brasilien, sondern auch für billige Palmöleinfuhr aus Indonesien“, betonte Müller. „Ein wichtiger Schritt wäre auf Schweinemast auf der Basis billiger Sojaimporte von gerodeten Flächen ebenso zu verzichten wie auf nicht zertifizierte Palmölimporte aus Indonesien.“
Wichtig sei, dass die G7-Staaten nun konkrete Schritte vereinbarten: „Wer es ernst meint, muss handeln, nicht twittern“, betonte Müller. „Der Regenwald wird nicht durch einen Twitterkrieg gerettet.“ Vielmehr müsse der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro bei der Umsetzung seines Versprechens der Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens unterstützt werden, fügte der Entwicklungsminister hinzu.
In Biarritz beim G7-Gipfel sorgte unterdessen das Eintreffen von Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif für eine Überraschung. Die Iran-Krise ist eines der Hauptthemen beim Gipfel der sieben führenden Wirtschaftsnationen. Mit der US-amerikanischen Delegation werde Sarif sich nicht treffen, erklärte Mussawi. Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian habe Sarif eingeladen. Diplomaten bestätigten am Rande des Gipfels, es sei eine Begegnung Sarifs mit Le Drian geplant. Die USA wollen den Iran mit maximalem politischen und wirtschaftlichen Druck zu einem Kurswechsel in der als aggressiv erachteten Außenpolitik zwingen. Mit Infos der dpa