Amalgam-Füllungen in Zähnen gelten als nicht ganz ungefährlich. Denn sie enthalten das hochgiftige Quecksilber. Nun will die Europäische Union dafür sorgen, dass Amalgam schrittweise aus den Zahnarztpraxen verbannt wird. Was müssen die Patienten jetzt wissen?
Amalgam enthält neben Silber, Kupfer und Zinn auch das hochgiftige Quecksilber. Dieses Material ist weich, leicht formbar und damit als Zahnfüllung sehr verbreitet. Dennoch gehen Mediziner davon aus, dass Patienten mit einer Amalgam-Füllung einer vier- bis fünfmal so hohen Belastung ausgesetzt sind, als dies bei anderen Plomben der Fall wäre. Es besteht die Gefahr, dass Quecksilber-Ionen durch den Speichel und die Schleimhäute in den Organismus gelangen.
Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) spricht vom „ältesten, besterforschten zahnärztlichen Wirkstoff“. Hinzu kommt auch: Reparaturen mit Amalgam sind kostengünstig und mit bis zu 18 Jahren extrem haltbar. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagt, dass es kein Füllmaterial mit „ähnlich breitem Anwendungsspektrum bei der gleichen Verarbeitbarkeit und den gleichen physikalischen Fähigkeiten wie Dental-Amalgam“ gebe.
Die KZBV betont ausdrücklich, dass dieses Füllmaterial zwar „rückläufig“ genutzt wird, aber es gilt nach wie vor als Regelleistung für gesetzlich Versicherte. Die denken allerdings auch inzwischen immer mehr um – zum einen wegen ihrer Gesundheit, zum anderen aus ästhetischen Gründen. Viele wollen lieber eine der Zahnfarbe angepasste andere Lösung, für die sie aber je nach Wahl zuzahlen müssen.
Nein, zunächst fordert die EU-Kommission in Brüssel, dass ab dem 1. Juli 2018 kein Amalgam mehr bei Zahnreparaturen von Kindern, werdenden Müttern und stillenden Frauen verwendet wird. Nach 2020 soll dann zusammen mit den Zahnmedizinen geprüft werden, ob dieser Stoff ab 2030 komplett aus den Praxen verschwinden kann.
Der jetzt bekannt gewordene Vorschlag ist Bestandteil der sogenannten Minamata-Konvention. In dieser japanischen Stadt haben sich 2013 über 90 Staaten (darunter die EU und auch Deutschland) verpflichtet, die Nutzung von Quecksilber zurückzufahren. In den 1950-er Jahren hatte es dort einen schweren Industrieunfall gegeben, bei dem Quecksilber austrat und viele Menschen an den Folgen des Schwermetalls starben.
Zahnärzte bieten schon seit langem verschiedene Füllungen an. Dazu gehören Kunststoff-Plomben ebenso wie Keramik-Zahnersatz oder Gold-Inlays. Diese sind aber teurer, so dass der Patient unter Umständen einen hohen Eigenanteil, der bis zu 800 Euro pro Zahn bei einem Gold-Inlay reichen kann, selber tragen muss.
Die Krankenversicherungen handhaben dies unterschiedlich. Einige zahlen dem Versicherten die Kosten für eine Amalgam-Zahnfüllung, was darüber hinausgeht, muss der Patient dann aus eigener Tasche tragen.
KZBV und Zahnärzte empfehlen ohnehin eine jährliche Kontrolle. Dabei wird auch der Zustand alter Amalgam-Füllungen kontrolliert. Falls ein Ersatz nötig ist, wird der Mediziner dies gegenüber dem Patienten ansprechen.