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PARIS
Brigitte Bardots „Leben als Tier“
FILES-FRANCE-CELEBS-CINEMA-ANIMALS-EDITION       -  Brigitte Bardot (Archivfoto aus dem Jahr 2007) blickt in einem Buch auf ihr Leben zurück.
Foto: Eric Feferberg, afp | Brigitte Bardot (Archivfoto aus dem Jahr 2007) blickt in einem Buch auf ihr Leben zurück.
Birgit Holzer
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:19 Uhr

Furcht vor der Provokation hatte Brigitte Bardot nie. Nicht als junge Frau, als sie durch ihren entfesselten Tanz im Film „...und ewig lockt das Weib“ zum Sexsymbol schlechthin wurde. Und auch heute nicht, wenn sie in ihrem Einsatz für den Tierschutz scharfe Worte für all jene findet, die nicht denken wie sie.

Sie selbst sei „mehr Tier als Mensch“, schreibt die frühere Schauspielerin in ihrem autobiografischen Buch „Tränen des Kampfes“, das in Zusammenarbeit mit der Journalistin Anne-Cécile Huprelle entstand und am Montag in deutscher Sprache erschien. Ein Kapitel heißt „Mein Dasein als Tier“, ein anderes „Mein Leben als Tier“. Einer „so anmaßenden und blutrünstigen Gattung“ wie der menschlichen, die Tieren Schmerz und Leid zufüge, wolle sie nicht angehören, so Bardot.

Viel Bitterkeit dringt zwischen den Zeilen durch. Die 83-Jährige berichtet von ihrem „Weltekel“, ihrer panischen Angst vor Menschen und dem zurückgezogenen Leben an der Seite ihres Mannes Bernard in ihrem Anwesen bei Saint-Tropez, umgeben von ihren geliebten Hunden, Tauben, Eseln, Schafen. Einige biografische Details gibt sie preis, streift ihre Kindheit in einem beengt-bürgerlichen Elternhaus oder die zahlreichen Liebschaften mit Playboys wie Gunther Sachs und Künstlern wie Serge Gainsbourg und erklärt, warum sie die Geburt ihres Sohnes Nicolas als Trauma erlebte.

Vor allem aber handelt es sich um ein Plädoyer gegen Massentierhaltung, die Jagd oder Tierversuche und für den Speziesismus, der jede Hierarchie zwischen den Tierarten, also auch zwischen Menschen und Tieren, verneint. Zur Ikone „BB“, die sie einst war, und dem Jet-Set-Leben, das sie bis zu ihrem 38. Lebensjahr führte, geht sie auf Distanz.

Sie habe sich hässlich gefühlt, so Bardot, und ihren eigenen Ruhm nie begriffen, sei sie doch nur – wie alle Menschen – ein „kleines, unbedeutendes Nichts“. Da sie das Rampenlicht und den Kult um ihre Person hasste, sei der Abschied vom Film eine Befreiung gewesen. Und doch erhielt Bardots Engagement für den Tierschutz mit ihrer eigenen Stiftung gerade dank ihrer Berühmtheit große Aufmerksamkeit. Auch ihr Buch, das etwas ungeordnet immer wieder um dieselben Grundthesen kreist, fände wohl kaum größeres Interesse, stammte es nicht vom lebenden Mythos „BB“.

Als Schlüsselerlebnis beschreibt sie ihren Einsatz für Robbenbabys 1977 in der Arktis. Ein berühmt gewordenes Bild von ihr mit einem Robben-Jungen lancierte ihren „Krieg gegen die Schlächter auf dem Packeis“. Sie setzte sich beim französischen Präsidenten Valéry Giscard d‘Estaing – erfolgreich – für ein Einfuhrverbot von Robbenbabyfellen nach Frankreich ein und sprach auch vor den europäischen Behörden vor.

Was für ein Rollenwechsel: „Ich hatte auf den roten Teppichen dieser Welt geglänzt, hatte kesse Interviews gegeben und war nie um ein Bonmot verlegen gewesen, (...) und jetzt diskutierte ich mit Männern in Krawatten und perfekt geschneiderten Anzügen, die mich mit eiskaltem Blick ansahen.“

Den Vorwurf, ihr gehe es nur um das Aufpolieren ihres eigenen Images, weist Bardot empört zurück. Ihren fünf Verurteilungen wegen Anstiftung zum Rassenhass, unter anderem durch herabwürdigende Aussagen gegenüber Ausländern und Muslimen, seien ihr „lästig“ gewesen, ohne sie wirklich zu treffen. Nun versichert sie, der aufgrund ihrer scharfen Thesen Nähe zur extremen Rechten vorgeworfen wird, Politik interessiere sie nicht.

Sie selbst fragt, was bleiben wird von der Frau, die einmal von sich sagte, sie habe „meine Jugend und meine Schönheit den Menschen geschenkt, und nun schenke ich meine Weitsicht und meine Erfahrung den Tieren“. Ihr Buch wirkt wie das Vermächtnis einer verunsicherten und widersprüchlichen, zugleich starken und außergewöhnlichen Frau, die den Sinn ihres Lebens suchte und im unbedingten Einsatz für Tiere fand, bei dem ihr großer Name ihr entscheidend half.

 
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