(afp/dpa) Nach dem mutmaßlichen Abschuss eines Passagierflugzeugs über dem Osten der Ukraine durch prorussische Separatisten stellen deutsche Politiker die Ausrichtung der Fußball-WM 2018 durch Russland infrage.
Der Vize-Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Michael Fuchs, forderte den Weltfußballverband Fifa auf, die geplante Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland neu zu vergeben. Insbesondere in den Niederlanden, die über 190 Opfer zu beklagen haben, hatte es Zweifel daran gegeben, ob es eine WM in Russland geben dürfe.
„Die Fifa sollte sich Gedanken darüber machen, ob Russland ein geeignetes WM-Land ist, wenn es noch nicht einmal sichere Luftwege garantieren kann“, sagte Fuchs „Handelsblatt Online“. Deutschland könne zusammen mit Frankreich und Italien „ohne Probleme“ das Turnier übernehmen. „Wir haben genügend Stadien, die WM-tauglich sind“, sagte Fuchs.
Fuchs betonte, dass eine Neuvergabe der WM als Strafmaßnahme wesentlich wirkungsvoller sei als die Verhängung harter Wirtschaftssanktionen. Die russischen Grenzen seien „in ihrer Vielfalt“ viel zu durchlässig, um das Land etwa von Importen abzuschneiden. Die Umsetzung von Handelsbeschränkungen ließe sich daher kaum effektiv kontrollieren. „Die beste Sanktion wäre, weniger Gas aus Russland zu importieren“, sagte Fuchs.
Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Mayer (CSU), äußerte sich ähnlich. „Sollte Präsident Putin nicht einlenken und die Krise weiter anheizen, darf es auch kein Tabu mehr sein, Russland die Fußball-WM 2018 zu entziehen“, sagte Mayer der „Bild“-Zeitung.
Die Grünen-Außenpolitikerin Marieluise Beck forderte generell, die Vergabe von Sportgroßereignissen abhängig von der Einhaltung demokratischer Standards zu machen. „Die Vergabe der Fußball-WM an Russland war bereits vor der Ukraine-Krise fragwürdig, weil der Kreml seit Jahren Bürgerrechte immer wieder einschränkt“, sagte Beck. Nun gelte erst recht, dass Putin „kein würdiger Gastgeber“ sei.
Doch es gibt auch andere Stimmen aus den Führungsetagen der Parteien: So sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel, dass er es nicht für „besonders klug“ halte, „jetzt vier Jahre im Voraus eine Debatte über die nächste Fußball-Weltmeisterschaft zu führen.“