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BOSTON
Boston-Bomber zum Tod verurteilt
Das Bild zeigt eine Zeichnung des Angeklagten Dschochar Zarnajew vor Gericht.
Foto: dpa | Das Bild zeigt eine Zeichnung des Angeklagten Dschochar Zarnajew vor Gericht.
reda
 |  aktualisiert: 17.05.2015 19:38 Uhr

Mit Genugtuung haben Hinterbliebene und Opfer des Terroranschlags von Boston das Todesurteil gegen den überlebenden Bombenleger aufgenommen. Auch die US-Regierung wertete die Entscheidung als angemessen. Der 21 Jahre alte Dschochar Zarnajew soll für das Attentat auf den Boston-Marathon, bei dem vor zwei Jahren drei Menschen starben und 260 verletzt wurden, mit einer Giftspritze hingerichtet werden. Zunächst wird allerdings ein Berufungsverfahren erwartet, das sich über viele Jahre hinziehen könnte.

Zarnajew selbst zeigte nach Augenzeugenberichten keine Regung, als die Entscheidung der Geschworenen am Freitag bekanntgegeben wurde. Er hatte im April 2013 mit seinem älteren Bruder Tamerlan zwei Sprengsätze am Zieleinlauf des Marathons gezündet. Es war der schwerste Anschlag in den USA seit den Terrorattacken vom 11. September 2001. Auf die Doppel-Explosion folgte eine tagelange Verfolgungsjagd mit der Polizei, bei der sowohl ein Polizist als auch Tamerlan in einem Schusswechsel getötet wurden.

Bundesrecht angewandt

Der Bundesstaat Massachusetts hatte die Todesstrafe in den frühen 1980er Jahren abgeschafft. Zarnajew musste sich jedoch nicht in einem einzelstaatlichen, sondern in einem Bundesverfahren verantworten, und das Bundesrecht erlaubt generell die Todesstrafe – also auch in Massachusetts.

Die Geschworenen entschieden nach gut 14-stündigen Beratungen, nachdem sie Zarnajew bereits Anfang April in 30 Anklagepunkten schuldig gesprochen hatten. 17 davon konnten ihm die Todesstrafe einbringen, in sechs Punkten entschied sich die Jury jetzt dafür. Die Strafe muss noch offiziell vom zuständigen Richter verhängt werden, erst dann wird sie rechtskräftig und es kann Berufung eingelegt werden. Ein Termin dafür stand zunächst nicht fest.

Die Staatsanwaltschaft, Opfer und Opferfamilien äußerten überwiegend Zufriedenheit, aber keinen Triumph. „Dies ist kein Tag des Feierns. Es ist ein Tag des Reflektierens und Heilens“, sagte Staatsanwältin Carmen Ortiz. Die Anklagevertreter hatten Zarnajew im Prozess als einen gefühllosen Mörder charakterisiert. Dieser habe – vom radikalen Islam inspiriert – Rache an den USA wegen der Kriege im Irak und Afghanistan nehmen wollen und keinerlei Reue gezeigt.

Die Verteidigung beschrieb den gebürtigen Tschetschenen dagegen als einen Mitläufer, der unter Tamerlans Einfluss gestanden habe. Er sei in der Untersuchungshaft gereift, und ihm tue seine Tat leid. Die meisten Geschworenen waren davon aber nicht überzeugt.

Angemessene Strafe

US-Justizministerin Loretta Lynch wertete die Höchststrafe angesichts des schrecklichen Verbrechens von Dschochar Zarnajew als angemessen. Sowohl Massachusetts' Gouverneur Charlie Baker als auch Bostons Bürgermeister Martin Walsh äußerten die Hoffnung, dass die Opfer jetzt mit dem Fall abschließen könnten. Die beim Anschlag schwer verletzte Karen Brassard zeigte sich dankbar über das Urteil. Sie wisse, dass sich die Berufung lange hinziehen könne, sagte sie. „Aber im Augenblick habe ich das Gefühl, dass wir atmen können.“

Zarnajew wird nach Angaben des Washingtoner Todesstrafen-Informationszentrums der 62. Bundeshäftling, der in einer Todeszelle sitzt.

 
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