Knapp drei Monate nach dem Anschlag auf den Boston-Marathon ist der überlebende mutmaßliche Attentäter Dschochar Zarnajew erstmals vor Gericht erschienen und hat sich für nicht schuldig erklärt. In Anwesenheit zahlreicher Opfer und Angehöriger wurden Zarnajew am Mittwoch die 30 Anklagepunkte eröffnet, darunter vierfacher Mord und der Gebrauch einer Massenvernichtungswaffe. Bei einer Verurteilung droht dem 19-Jährigen die Todesstrafe.
Zarnajew betrat den überfüllten Gerichtssaal in der US-Ostküstenstadt in Häftlingskleidung, an Händen und Füßen trug er Fesseln. „Nicht schuldig“, erwiderte der junge Mann immer wieder als Antwort auf die Vorwürfe. Nach sieben Minuten war die Anhörung vorbei. Bis zum Prozessbeginn dürften noch Monate verstreichen. Die nächste Anhörung wurde auf den 23. September angesetzt, Zarnajew nimmt daran aber nicht teil.
Die Sicherheitsvorkehrungen am Gericht waren massiv. Viele Journalisten hatten sich bis zu sechs Stunden vor Beginn der Anhörung angestellt, um einen Platz zu bekommen. Einige der Opfer der Anschläge kamen auf Krücken. Die Staatsanwaltschaft hatte alle Opfer und ihre Familien zum ersten öffentlichen Auftritt des Angeklagten eingeladen.
Zarnajew soll mit seinem älteren Bruder Tamerlan am 15. April zwei Bomben im Zieleinlauf des Bostoner Marathons gelegt haben. Bei dem Anschlag wurden drei Menschen getötet und über 260 verletzt. Auf ihrer Flucht sollen die aus einer tschetschenischen Familie stammenden Brüder einen Polizisten erschossen haben. Die Ermittler gehen von einem islamistischen Hintergrund der Tat aus.