Manchmal werden sogar Staatsoberhäupter zu ganz normalen Passagieren. Wir nehmen mal an, dass der VIP-Bereich des Wiener Flughafens etwas komfortabler ist als die zugigen Hallen, in denen Otto Normalverbraucher auf ihre Weiterreise warten. Evo Morales dürfte das aber kaum getröstet haben. Die Maschine des bolivianischen Staatspräsidenten, sonst mit allerlei Sonderrechten ausgestattet, wurde in Wien zur Landung gezwungen.
Schuld daran war – wie so oft, wenn es in diesen Tagen diplomatische Verwerfungen gibt – Edward Snowden.
Nachdem Gerüchte aufgekommen waren, der von den USA per Haftbefehl gesuchte Geheimnisverräter befinde sich womöglich an Bord des bolivianischen Präsidentenfliegers, verweigerten Frankreich, Portugal und Italien dem Jet die Überflugrechte. Hintergrund: Morales kam gerade aus Moskau, wo Snowden, der die Welt seit Tagen mit Enthüllungen über Spähaktionen des amerikanischen Geheimdienstes NSA in Staunen und Wut versetzt, vermutet wird.
Fast 13 Stunden lang saß Morales in Wien fest, ehe er dann doch Richtung La Paz abheben durfte. Der 53-Jährige selbst konnte sich offenbar nicht so recht entscheiden, ob er nun die unverhoffte Aufmerksamkeit genießen oder sich empören sollte. Er plauderte angeregt mit dem österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer und zahlreichen Journalisten. In Südamerika löste der unfreiwillige Zwischenstopp hingegen heftige Reaktionen aus.
Boliviens Vizepräsident schimpfte, sein Chef sei „als Geisel genommen“ worden und rief die „Völker der Welt zu Demonstrationen gegen den Imperialismus“ auf. Ecuadors Staatschef Rafael Correa forderte eine Krisensitzung des südamerikanischen Staatenbundes Unasur.
Die deutsche Bundesregierung hat ihr Nein zur Aufnahme des von den USA verfolgten Ex-Geheimdienstlers Edward Snowden gegen die scharfe Kritik der Opposition verteidigt. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) bekräftigte am Mittwoch in Berlin: „Die Voraussetzungen für die Aufnahme von Herrn Snowden in Deutschland liegen nicht vor.“ Danach kann der Regierung zufolge nur Asyl beantragen, wer bereits in Deutschland sei. Ferner sei der 30-Jährige in keiner humanitären Notlage. Mit Informationen von dpa