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NEW YORK
Bill de Blasio gibt New York Hoffnung
New Yorks First Family: Bill de Blasio – im Bild (von links) mit Sohn Dante, Tochter Chiara und Ehefrau Chirlane – wird der nächste Bürgermeister der US-Metropole.
Foto: afp | New Yorks First Family: Bill de Blasio – im Bild (von links) mit Sohn Dante, Tochter Chiara und Ehefrau Chirlane – wird der nächste Bürgermeister der US-Metropole.
Von unserem Korrespondenten Jens Schmitz
 |  aktualisiert: 06.11.2013 19:32 Uhr

Die schillernde Familie bleibt der Star: Ehefrau Chirlane McCray, eine afroamerikanische Publizistin, die 1979 den Essay „Ich bin eine Lesbe“ veröffentlicht hat und 1991 die Liebe ihres Lebens heiratete – einen weißen Mann. Die modebewusste 19-jährige Tochter Chiara, die diesen Mann heute einführt. Und natürlich Dante, der gut aussehende Filius mit der Afrofrisur – ein Werbespot des 16-Jährigen hat seinen Vater erst bekannt gemacht.

Bill de Blasio hat die Bürgermeisterwahl von New York gewonnen, und zwar haushoch. Um 22.40 Uhr Ostküstenzeit liegt die endgültige Auszählung zwar noch nicht vor, aber der 52-jährige Demokrat liegt schon 45 Prozentpunkte vor seinem republikanischen Konkurrenten Joe Lhota. 73 zu 24 wird es am Morgen stehen. Im Januar wird er sein Amt antreten.

Die Stadt hat einen massiven Linksruck erlebt, und das feiern die Demokraten in de Blasios Heimatviertel Brooklyn, nicht im teuren Manhattan. Zum ersten Mal seit 20 Jahren stellen sie wieder den Bürgermeister, das Fest wird von diversen Internetstreams übertragen. „Heute haben Sie sich laut und deutlich für eine neue Richtung in unserer Stadt ausgesprochen“, ruft Bill de Blasio in der Park Slope Armory. „Die Menschen dieser Stadt haben einen fortschrittlichen Kurs gewählt, und heute Abend machen wir uns gemeinsam auf den Weg.“ Der bisherige Bürgerbeauftragte scheint aber auch den Druck der Erwartung zu spüren: „Die Schwierigkeiten, vor denen wir uns sehen, sind über Jahrzehnte hinweg entstanden, und die Probleme, die wir nun angehen wollen, werden nicht über Nacht gelöst werden“, warnt er seine Anhänger.

De Blasios Kampagne hat die Einkommensschere in New York zum Thema gemacht. Der 109. Bürgermeister der Acht-Millionen-Stadt will beliebte Projekte seines Vorgängers Michael Bloomberg beibehalten, so die Verbesserung von Umweltschutz und Sicherheit. Er hat aber auch angekündigt, zugunsten von Sozial- und Bildungsausgaben Wohlhabende stärker zu belasten. Bloomberg wird vorgeworfen, in seiner zwölfjährigen Ära zu sehr im Interesse der Wall Street regiert zu haben.

Bill de Blasio wurde am 8. Mai 1961 in Manhattan geboren. Er wuchs im Bundesstaat Massachusetts auf und hat in New York internationale Beziehungen und politische Kontaktarbeit studiert. Danach führte ihn eine erste Stelle kurzfristig nach Nicaragua, wo er während der Revolution die Sandinisten unterstützte, gegen die damalige US-Regierung Reagan. Im aktuellen Wahlkampf hat ihm das nicht geschadet. Zurück in New York, stieg der Demokrat zunächst in die Kommunalpolitik ein, bevor er unter Präsident Bill Clinton ins Bauministerium berufen wurde. Im Jahr 2000 brachte er Hillary Clinton als Wahlkampfmanager in den Senat.

In der Metropole selbst hat er sich schulpolitisch und acht Jahre lang im Stadtrat engagiert. 2009 wurde er zum Bürgerbeauftragten gewählt. In dieser Funktion hat de Blasio die Politik seines Vorgängers Michael Bloomberg vor allem im Bildungs- und Sozialbereich kritisiert.

Noch im Sommer hatte de Blasio als chancenlos gegolten. Doch während seine Konkurrenten nach und nach in der Bedeutungslosigkeit verschwanden, katapultierte sich der unbekannte de Blasio mit einem einzigen Werbespot ins Bewusstsein der Bürger: einem Streifen, in dem er seine bunte, moderne Familie vorstellte. Sohn Dante wurde zum Internet-Star.

„Ich bin so froh, mit meinem Vater und dem Rest meiner Familie diesen Wahlkampf führen zu dürfen“, hatte Bill de Blasios dunkelhäutige Tochter Chiara im August beim Spendensammeln gesagt. „Wenn mein Vater einfach ein langweiliger Weißer wäre, der nicht weiß, wovon er spricht, wäre das sicher anders.“ Weiß ist de Blasio schon; die Umkehrung gängiger Machtklischees wurde von den Zuhörern damals mit Heiterkeit registriert. Am Dienstag nun hat der 52-Jährige der Stadt Hoffnung gemacht: Seine Wahl gilt als Antwort auf die soziale Spaltung.

 
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