Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) glaubt auch zu wissen, wieso: Die Menschen fühlten sich wieder sicherer, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. „Sie wollen wieder einfach Spaß haben und ausgelassen feiern.“ Es sei bei den Besuchern angekommen, dass die Wiesn für die nächsten Tage der sicherste Ort Münchens sei, wie die Polizei im Vorfeld gesagt habe. Er empfinde die Stimmung dieses Jahr als viel positiver.
Passend dazu nannte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das Oktoberfest die „schönste und größte Visitenkarte Bayerns“, bevor er Samstagmittag die erste Wiesn-Maß des Jahres 2018 in der Hand hielt – angezapft und überreicht vom Oberbürgermeister, wie es die Tradition verlangt.
Zwei Schläge hat Reiter gebraucht, so viele wie im Vorjahr. Und das ohne Vorbereitung, wie er gesteht, denn Training sei schon früher beim Fußball nicht seine Leidenschaft gewesen. Dabei war der Druck groß. Manch ein Besucher erwartete sogar nur einen Schlag. „Oan Schlag?“, kommentierte Reiter, „guad. Und dann nächstes Jahr null Schläge oder?“ Im Schottenhamel-Festzelt folgte Gelächter und dann, endlich, in allen Zelten das erste „Prosit“.
Den stärkeren Andrang merken nach eigener Aussage auch die Wirte in ihren Zelten und Biergärten. Wirte-Sprecher Peter Inselkammer beobachtet einen „gesteigerten Durst“ bei den Festgästen. Auch gegessen wurde mehr: 13 Ochsen verspeisten die Besucher am ersten Wiesn-Wochenende, zwei mehr als im Vorjahr.
Bayerische Schmankerl und Durstlöscher lockten auch heuer wieder etliche Gäste aus dem Ausland. Die Standbetreiber sichteten Gäste aus Australien, Neuseeland, Asien, den USA, der Schweiz und vor allem Italien. Fragt man Touristen, was ihnen am Oktoberfest so gut gefalle, antworten die meisten: Die Tracht, die ausgelassene Stimmung, deutsches Bier und die Offenheit der Menschen.
Trotzdem waren die Besucherzahlen in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Heuer aber waren im Vorfeld wieder mehr Tische in den Zelten reserviert worden. Und auch das Wetter spielte mit: Sonne satt herrschte am Eröffnungstag, genauso wie am Sonntag, dem Tag des Trachten- und Schützenzugs – trotz Regenprognosen. Viele der 9000 Mitwirkenden trugen ihre Schirme vergeblich von der Maximilianstraße zur Festwiese. Insgesamt verfolgten wieder mehr Menschen die Umzüge vom Straßenrand aus.
Vom perfekten Volksfestwetter profitierten auch die Schausteller. Viel Zulauf erhielten die neuen Fahrgeschäfte Chaos Pendel, Predator und Dschungelcamp und die Fahrgeschäfte für die Kleinen, wie der Babyflug oder das Kinderkarussell. Auch wenn ein Schausteller verriet, er hoffe mehr auf das zweite Wiesn-Wochenende. „Wenn die Leut? ihr Monatsgehalt erhalten haben, nutzen sie eher die Fahrgeschäfte“, sagt er und schmunzelt.
Den Patrouille-Polizisten schenken die wenigsten Besucher Beachtung. Sie haben sich an das Bild gewöhnt, so scheint es. 600 Beamtinnen und Beamte sind auf der Theresienwiese und in der Umgebung im Einsatz, teils ausgestattet mit Bodycams. Zudem gibt es auf dem Festgelände 47 Kameras – 10 mehr als im Vorjahr. Das Gelände ist eingezäunt, es gibt Einlasskontrollen und ein Überflugverbot.
Am ersten Wochenende meldete die Polizei mehrere Vergehen. Ein 51-Jähriger aus dem Landkreis Memmingen zeigte auf dem Festgelände den Hitler-Gruß. Er wurde angezeigt. Ebenso ein 30-jähriger Italiener: Er hatte drei jungen Frauen mit seinem Handy unter den Rock fotografiert.
Zwei Münchner, 24 und 43 Jahre alt, hielten am Samstagabend in einem Zelt eine junge Schwedin fest, wobei ihr einer der beiden in den Intimbereich griff.
Ein falscher Mönch ist am Samstagmittag als erster Wiesnbesucher wegen überhöhten Alkoholkonsums behandelt worden, nur eine halbe Stunde nach Beginn des Bierausschanks. Im Laufe der Behandlung stellte sich heraus, dass es sich bei dem etwa 50 Jahre alten Wiesngast nicht um einen echten Ordensmann handelte.
Auch die Prominenz zeigte sich in Feierlaune. Der Ex-Profiboxer Henry Maske, Boris Becker, der Produzent Ralph Siegel mit seiner neuen Frau Laura, die Journalistin Patricia Riekel und ihr Mann Helmut Markwort sowie Medienmanager Martin Krug schunkelten mit. „Terminator“ Arnold Schwarzenegger stattete mit Sohn Patrick und Schauspieler Ralf Moeller dem Fest einen Besuch ab.
Ohne besondere Botschaft, dafür aber auf eigene Einladung, erschien als Überraschungsgast Altkanzler Gerhard Schröder mit seiner Frau So Yeon Kim zum Blitzbesuch im Anzapfzelt. Mit Informationen von dpa