Als er gemeinsam mit seinem mexikanischen Kollegen Enrique Pena Nieto vor die Presse tritt, gibt US-Präsident Barack Obama den Charmeur. „Als ich an diesem wundervollen Frühlingstag in diese schöne Stadt gekommen bin, habe ich verstanden, warum er zurückgekommen ist“, sagt Obama über seinen Gastgeber, der als Student einige Zeit im nasskalten US-Bundesstaat Maine verbracht hatte.
Bei Obamas erstem Besuch bei Präsident Pena Nieto demonstrieren die Staatschefs der Nachbarländer am Donnerstag Einigkeit. Sie betonen die gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen, potenzielle Konfliktthemen wie die immer noch desolate Sicherheitslage in Mexiko werden sorgsam umschifft.
Während des Arbeitstreffens im Regierungssitz im historischen Zentrum von Mexiko-Stadt vereinbaren die Staatschefs eine intensive Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft und Bildung. Eine Kommission auf Ministerebene werde die Integration der beiden Volkswirtschaften vorantreiben. „Die Vereinigten Staaten und Mexiko haben eine der engsten Wirtschaftsbeziehungen der Welt“, sagt Obama. „Wenn es einem von uns gut geht, geht es beiden gut.“ Mit Blick auf die soliden Wirtschaftsdaten aus Mexiko und die eher schleppende Konjunktur in den USA kann Pena Nieto selbstbewusst nach Norden schauen. Bei der Wachstumsrate hat Mexiko Brasilien - die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas – hinter sich gelassen.
Beim heiklen Thema Sicherheit und Kampf gegen die Drogenbanden sind Obama und Pena Nieto sichtlich bemüht, sich nicht gegenseitig in die Parade zu fahren. „Es ist an den Mexikanern, ihre Sicherheitsstrategie festzulegen“, sagt Obama diplomatisch. Pena Nieto will von dem konfrontativen Ansatz seines Vorgängers Felipe Calderón abrücken und den Schutz der Bevölkerung in den Mittelpunkt seiner Agenda stellen. Was das genau bedeutet, ist bislang allerdings unklar. Zuletzt war in den USA mit Befremden festgestellt worden, dass Pena Nietos Regierung offenbar den Zugang von US-Beamten zu den mexikanischen Sicherheitsbehörden beschneiden will.