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LONDON
Bericht zur Todesstrafe
2015 sind so viele Menschen hingerichtet worden wie seit Jahren nicht mehr. Das geht aus dem Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International hervor.
Bericht zur Todesstrafe       -  Mindestens 1634 Menschen wurden im vergangenen Jahr von einem Staat getötet. Das geht aus dem Jahresbericht „Hinrichtungen und Todesurteile 2015“ der Menschenrechtsorganisation Amnesty International hervor
Foto: dpa | Mindestens 1634 Menschen wurden im vergangenen Jahr von einem Staat getötet. Das geht aus dem Jahresbericht „Hinrichtungen und Todesurteile 2015“ der Menschenrechtsorganisation Amnesty International hervor
byl
 |  aktualisiert: 17.10.2017 10:39 Uhr

Die Indonesierin Siti Zainab Binti Duhri Rupa musste sterben, weil sie ihren Chef getötet haben soll. Dabei kam sie viele Jahre zuvor nach Saudi-Arabien, um zu arbeiten, Geld zu verdienen. Sie wollte ein besseres Leben führen. Laut Medienberichten habe sie während des Polizeiverhörs ein Geständnis abgelegt, doch juristischen Beistand oder Unterstützung erhielt sie keineswegs. Gleichwohl vermuteten die Beamten, dass sie zum Zeitpunkt der Befragung unter einer psychischen Erkrankung litt. Siti Zainab Binti Duhri Rupa wurde dennoch zum Tode verurteilt und am 14. April 2015 in der saudischen Stadt Medina hingerichtet.

Die Behörden informierten weder ihre Familie noch die indonesische Regierung im Vorfeld der Exekution. Sie ist damit eine von mindestens 1634 Menschen, die im vergangenen Jahr von einem Staat getötet wurden. Das geht aus dem Jahresbericht „Hinrichtungen und Todesurteile 2015“ der Menschenrechtsorganisation Amnesty International hervor, der an diesem Mittwoch in London vorgestellt wird. Er belegt einen Anstieg um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was Generalsekretär Salil Shetty als „hochgradig beunruhigend“ kritisierte.

Seit 1989 gab es Amnesty International zufolge nicht mehr so viele Hinrichtungen wie im vergangenen Jahr und in dieser Zahl ist China noch nicht einmal eingerechnet, wo Angaben zur Todesstrafe wie ein Staatsgeheimnis gehütet werden. Die Menschenrechtler gehen aber davon aus, dass die Volksrepublik abermals Tausende Menschen exekutieren ließ und damit mehr als der Rest der Welt zusammen.

Tatsächlich hat der sprunghafte Anstieg der Exekutierten auch mit dem Erstarken des islamistischen Terrorismus weltweit zu tun, aber das ist nur einer der Gründe. So setzte Pakistan zum Beispiel im Dezember 2014 ein sechsjähriges Moratorium für die Todesstrafe aus, nachdem Taliban-Milizen eine Schule in Peshawar gestürmt und weit mehr als 100 Menschen, die meisten davon Kinder und Jugendliche, massakriert hatten. Während anfangs nur mutmaßliche Terroristen gehenkt wurden, hat die Regierung im Laufe der Monate auch wegen anderer Delikte Verurteilte hingerichtet.

Insgesamt hat Amnesty International in 25 Staaten Exekutionen festgestellt. Die meisten Hinrichtungen nach China gab es dem Bericht zufolge im Iran, wo mindestens 977 Menschen exekutiert wurden, meistens aufgrund von Drogen-Delikten, aber in einigen Fällen auch wegen Beleidigung des Propheten. Es folgen Pakistan mit 320 und Saudi-Arabien mit mindestens 158 Hingerichteten, die meisten davon starben durch Enthauptung. Die drei Länder waren für 89 Prozent aller registrierten Hinrichtungen verantwortlich.

Die USA, wo 28 Menschen exekutiert wurden, sind das einzige Land auf dem amerikanischen Kontinent, das weiterhin die Todesstrafe praktiziert und gehören mit Japan zu den einzigen großen Industrienationen, die noch immer Todesurteile vollstrecken.

 
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