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CHARLOTTE
Barack Obama muss Akzente setzen
Ein Souvenir vom Parteitag der Demokraten: US-Präsident Barack Obama ist, verewigt auf einer Kaffeetasse, in Charlotte käuflich zu erwerben.
Foto: rtr | Ein Souvenir vom Parteitag der Demokraten: US-Präsident Barack Obama ist, verewigt auf einer Kaffeetasse, in Charlotte käuflich zu erwerben.
Von unserem Korrespondenten Jens Schmitz
 |  aktualisiert: 03.09.2012 19:29 Uhr

Wenige Tage nach Ende des Republikanerparteitags in Tampa, Florida, richten sich die Augen der politisch interessierten Amerikaner auf die Demokraten. Deren Konvent, der heute, Dienstag, in Charlotte, North Carolina, beginnt, soll am Mittwoch Präsident Barack Obama offiziell für eine zweite Amtszeit nominieren. Am Donnerstagabend nimmt der Kandidat mit einer Grundsatzrede an, es wird erwartet, dass er Joe Biden erneut als Vize präsentiert.

Für den Amtsinhaber ist der Parteitag nicht ganz so wichtig wie für Herausforderer Mitt Romney; Obama steht schließlich das ganze Jahr im Rampenlicht. Dennoch ist das Treffen eine hervorragende Gelegenheit, die eigene Basis zu motivieren und unentschlossenen Wählern zu erklären, warum sie ihm weitere vier Jahre im Weißen Haus verschaffen sollen. Bislang hat die Kampagne des Präsidenten in ungewöhnlichem Maß darauf gesetzt, den Herausforderer zu beschädigen.

Die Aura von Optimismus und Hoffnung, die viele Wähler 2008 für Obama eingenommen hatte, hat im Alltagsgrau ohnehin gelitten. Der Parteitag muss zwar Zerrbilder und Unwahrheiten zurechtrücken, die die Republikaner vergangene Woche in die Welt gesetzt haben. Er muss auch den ideologischen Kontrast hervorheben, der die beiden Parteien trennt. Aber beim Negativen stehen bleiben darf er nicht: Für die breite Öffentlichkeit hat Obama bislang weder seine bisherige Bilanz überzeugend verteidigt, noch dargelegt, was er im Detail mit einer zweiten Amtszeit anfangen möchte. In der ersten hat er seine Versprechungen zum Schuldenabbau genauso wenig halten können wie diejenigen zum Arbeitsmarkt. Die Wirtschaft lahmt weiterhin, und mit dem Kongress wird er im Fall seiner Wiederwahl auch künftig zurechtkommen müssen. Im Vorfeld der Präsidentenrede wird fast alles für ihn werben, was in der Partei Rang und Namen hat, zuvorderst Ex-Präsident Bill Clinton, der sich landesweiter Beliebtheit erfreut. Einige der Redner scharren auch mit den Hufen: Da Obama 2016 in keinem Fall wieder kandidieren kann, ist der Parteitag eine gute Gelegenheit, sich für das Rennen um seine Nachfolge in Position zu bringen; Obama selbst ist 2004 auf diese Weise ins Rampenlicht getreten.

Eine der Topfavoritinnen bleibt mit Hinweis auf die Neutralitätspflichten ihres Amtes aber fern: Viele in der Partei träumen von einer erneuten Bewerbung von Außenministerin Hillary Clinton, die Obama 2008 bei der internen Vorwahl unterlegen war. Die Frau des Ex-Präsidenten hat das allerdings bislang stets ausgeschlossen. Die Organisatoren werben damit, den transparentesten Parteitag aller Zeiten zu organisieren, er wird aus Mitteln von Kleinspendern finanziert. Auch für Protestkundgebungen gibt es mehr Raum als bei der Konkurrenz in Tampa. Dort waren allerdings statt mehreren Tausend Demonstranten nur 500 erschienen, und auch in Charlotte fiel eine erste Veranstaltung am Wochenende mit 800 Teilnehmern unerwartet klein aus. Am Montagabend sollte ein Straßenfest der Stadt den Konvent inoffiziell einleiten.

In Charlotte leben 750 000 Menschen. Zu dem Konvent erwartet die Stadt 40 000 Gäste, davon 6000 Delegierte und 15 000 Journalisten. Zusätzlich zu den örtlichen Polizeikräften werden mehr als 2000 Beamte aus dem Bundesgebiet zusammengezogen. Die meisten Veranstaltungen finden in der geschlossenen Time Warner Cable Arena statt, aber für Obamas Schlussansprache haben die Veranstalter das örtliche Football-Stadion angemietet. Sie geben sich optimistisch, die 70 000 Plätze füllen zu können. Die Arena der Republikaner in Tampa war allerdings um ein Mehrfaches kleiner und längst nicht voll besetzt, obwohl der Parteitag mehr Besucher hatte. Das Stadion in Charlotte wird noch aus einem zweiten Grund von manchen Demokraten mit gemischten Gefühlen beäugt: Der Sport-Tempel ist nach der „Bank of America“ benannt und erinnert deshalb in riesigen Lettern an einen der größten Profiteure des unbeliebten Bankenrettungsschirms.

 
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