Kaum jemand in Simbabwe zweifelte am Wahlsieg des 89-jährigen Robert Mugabe. Seit 1980 regiert er mit eiserner Hand, nun hat er wohl fünf weitere Jahre, wenngleich die Wahl schon vor Bekanntgabe der Endergebnisse heftig umstritten war.
Der Autokrat, der das einst blühende Land heruntergewirtschaftet hat, ist stolz auf das große Wählervertrauen. Allerdings gibt es große Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Votums. „Wahlbetrug“, „Manipulation“ und „Farce“ rufen empört die Gegner Mugabes, allen voran Ministerpräsident Morgan Tsvangirai. Der 61-Jährige zieht schon zum dritten Mal bei Wahlen den Kürzeren.
„Null und nichtig“ will er die Wahl erklärt wissen. Vage fabuliert er nun in Interviews von der drohenden Krise und einer Revolution. Seine Partei MDC habe zwar keine Strategie für eine Revolution. Er sage seinen Anhängern bloß: „Die Macht liegt in euren Händen.“ MDC-Schatzmeister Roy Bennet rief zum passiven Widerstand auf. „Legt das Land lahm“, forderte er. „Zahlt keine Rechnungen, geht nicht zur Arbeit.“
Noch drastischer äußern sich Simbabwer auf der berühmten Anti-Mugabe-Facebook-Seite von Baba Jukwa. Der anonyme Autor, dessen Seite inzwischen mehr als 340 000 Menschen folgen, schrieb: „Es ist Zeit, ernstzumachen im Kampf gegen das Böse.“ Es sei nicht mehr Zeit für eine Küchenparty. „Wir müssen kämpfen bis zum letzten Tropfen, wir dürfen nicht zulassen, dass üble Leute den Willen des Volkes manipulieren“, schrieb der Unbekannte.
„Simbabwe befindet sich auf Messers Schneide“ kommentierte die südafrikanische „Times“ die Situation im Nachbarland. Es ist kein Wunder, dass die Lage extrem angespannt ist. Opposition und Bürgerrechtsorganisationen glauben, dass wegen fehlerhafter Wählerlisten Stimmen von Hunderttausenden, wenn nicht Millionen Menschen gezählt wurden, die entweder tot sind oder das Land verlassen haben. 200 000 Menschen in der umstrittenen Wählerliste seien unglaublicherweise schon älter als 100 Jahre. Eine Million Menschen hätten vor allem in den Städten nicht wählen können, weil sie nicht registriert gewesen seien, so die Vorwürfe.
Entscheidend für die politische Zukunft Simbabwes wird es nun sein, wie die Wahlen international eingeschätzt werden. Das US-Außenministerium reagierte wie andere westliche Länder auch erst einmal vorsichtig: „Friedliche und ordnungsgemäß ablaufende Wahlen sind noch keine Garantie für ein faires und freies Ergebnis“, betonte Ministeriumssprecherin Marie Harf in Washington.
Die Beobachter der einflussreichen Afrikanischen Union (AU) ebenso wie die der südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft SADC beschrieben die Wahl dagegen überraschend früh schon als insgesamt fair. Es habe lediglich einige Probleme mit Wählerlisten und der Abweisung von Wählern gegeben. Eine Entsendung westlicher Wahlbeobachter hatte Mugabe verhindert. Der Ex-Freiheitskämpfer sieht in Europäern und Amerikanern vor allem „Imperialisten“ und „Neokolonialisten“. Experten wie der Politologe Ibbo Mandaza aus Harare sprechen von einem „Staatsstreich, legitimiert durch Wahlen“.