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DARMSTADT
Athletin outet obszönen Stalker
Lob und Kritik: Hochspringerin Ariane Friedrich.
Foto: dpa | Lob und Kritik: Hochspringerin Ariane Friedrich.
Von unserem Redaktionsmitglied Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 26.04.2023 17:58 Uhr

Mit einem gewagten Schritt sorgt Hochspringerin Ariane Friedrich für heftige Diskussionen: Die Athletin hat den Namen und Wohnort eines Mannes auf ihrer Seite auf der Internet-Plattform Facebook öffentlich gemacht, der ihr in einer E-Mail ein Bild seines Geschlechtsteils zugesandt und ihr obszöne Angebote gemacht haben soll. Während die Sportlerin von einer Art Notwehr gegen einen Stalker spricht, warnen Kritiker vor Selbstjustiz und einem Schritt in Richtung illegalen Internet-Prangers.

Die deutsche Rekordhalterin im Hochsprung ist gerade mitten in der Vorbereitung für die Olympia-Teilnahme. Doch nun wird sie überrollt von der plötzlichen öffentlichen Teilnahme und Kritik. Die 28-Jährige stellte den Stalker aus Hessen am 16. April unter Nennung des vollen Namens und Wohnorts auf ihrer offen zugänglichen Facebook-Seite.

„Super reagiert, Frau Friedrich!“ schrieben ihr zunächst Fans, „Vollkommen richtig, solche Leute offen auszuschreiben.“ Mehrere Tausend Facebook-Leser drückten den „gefällt-mir“-Knopf. Aber noch mehr bezweifeln, ob der Netz-Pranger legitim ist. Friedrichs Kritiker erinnern daran, dass erst vor drei Wochen im „Mordfall Lena“ in Emden die Offenlegung der persönlichen Daten eines Unschuldigen zum Aufruf von Lynchjustiz geführt hat. Sie diskutieren, ob eine Anzeige des Mannes nicht völlig ausreichend gewesen wäre – noch dazu von einer Polizeikommissarin, die die Rechtslage kennen müsste.

Die Debatte im Netz schlägt hohe Wellen.

Friedrich rechtfertigte sich am Samstag mit einem weiteren Eintrag auf Facebook, in dem sie schrieb: „Natürlich ist es ein großer Schritt, solch eine unverschämte E-Mail öffentlich zu machen – aber es ist nicht das erste Mal, dass mich persönlich so eine E-Mail erreicht. Es gibt einfach einen Punkt, an dem Schluss ist. Ich wurde in der Vergangenheit beleidigt, sexuell belästigt, und einen Stalker hatte ich auch schon. Es ist Zeit, zu handeln, es ist Zeit, mich zu wehren. Und das tue ich.“

Friedrichs zweite Mitteilung erhielt innerhalb von zwei Tagen an die 2500 „Likes“ und über 2000 Kommentare – immer mehr davon kritische. Viele Nutzer fragen, ob gewiss sei, dass die obszöne Nachricht zweifelsfrei von dem Mann stamme, den die Sportlerin bloßgestellt hat – in dem Ort gebe es einen zweiten Mann dieses Namens. Ob das nicht Selbstjustiz sei, was die Kommissarin da betreibe?

Einig Internetnutzer wollen den tatsächlichen Absender der Mail herausgefunden haben. Im Gästebuch der Webseite eines gleichnamigen Ortsteils hinterließen Besucher Warnungen vor dem angeblichen „Perversling“. Laut „hr-online.de“ hieß es dort: „Schützt Eure Kinder vor ihm!!!“ Nach Angaben des hessischen Rundfunks sollen sich bereits Neugierige bei Dorfbewohnern nach dem Mann erkundigt haben.

 
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