Gegner und Befürworter eines strikten Sparkurses in Griechenland kämpfen mit schrillen Tönen um Stimmen beim umstrittenen Referendum am Sonntag. Drei Tage vor der Volksabstimmung kündigte der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis seinen Rücktritt für den Fall an, dass die Griechen mehrheitlich „Ja“ sagen zu den Sparforderungen der Geldgeber.
Analysten der US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) erklärten, die Folgen eines Austritts aus der Eurozone würden sich im Wesentlichen auf Griechenland beschränken. Sie begründeten dies mit Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der nationalen Regierungen, um eine Ausbreitung der Krise zu verhindern.
Einer Umfrage zufolge zeichnet sich bei dem Volksentscheid ein knappes Rennen ab. 47,1 Prozent der Befragten würden demnach „Ja“ sagen zu den unlängst von den internationalen Gläubigern des Landes vorgeschlagenen Reformmaßnahmen. 43,2 Prozent wären dagegen, ergab die Befragung im Auftrag der konservativen Zeitung „Eleftheros Typos“.
Die Regierung in Athen wirbt für ein „Nein“. Griechenland wurde seit 2010 mit internationalen Hilfszusagen im Umfang von 240 Milliarden Euro vor der Pleite bewahrt.
Griechenland hatte am Dienstag eine fällige Kreditrate von 1,54 Milliarden Euro nicht an den IWF zurückgezahlt und ist damit von weiteren Hilfen zunächst abgeschnitten. IWF-Experten berechneten nun, allein von Oktober 2015 bis Oktober 2016 brauche das Land zusätzlich 29 Milliarden Euro. Bis 2018 seien es rund 52 Milliarden Euro. In dem Papier, das noch nicht mit der IWF-Führung abgestimmt ist, war die jüngste Entwicklung ausdrücklich noch nicht berücksichtigt.