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LATAKIA
Assad lässt Neffen verhaften
Martin Gehlen
 |  aktualisiert: 11.08.2015 18:52 Uhr

Er gilt als gewalttätig, despotisch und selbstherrlich. Auf Facebook protzt er mit Schnellfeuergewehren, rekelt er sich mit seiner Wasserpfeife oder posiert in Uniform am Steuer eines Panzers. Bisher konnte sich Suleiman al-Assad alles erlauben, schließlich ist er ein Neffe zweiten Grades des syrischen Präsidenten. Montagabend jedoch ließ Bashar al-Assad ihn festnehmen, nachdem am Wochenende über tausend Alawiten in der Hafenstadt Latakia seine Hinrichtung gefordert hatten.

Auslöser dieses Aufbegehrens war ein Verkehrsdisput, bei dem der 18-Jährige seinen Kontrahenten am Ende auf offener Straße über den Haufen schoss. Nach Angaben von Augenzeugen fühlte sich Suleiman al-Assad in seinem Hummer von Luftwaffenoberst Hassan al-Sheikh behindert und bremste dessen Wagen aus. Den anschließenden heftigen Wortwechsel beendete er mit einer Salve aus seiner Kalaschnikow. Al-Sheikh starb vor den Augen seiner entsetzten Frau, seiner Söhne sowie seines Bruders Nasser.

Suleiman al-Assad ist in Latakia berüchtigt, der wichtigsten Hochburg des Regimes. Er ist der Sohn von Hilal al-Assad, einem Cousin des Präsidenten. Hilal machte in den achtziger Jahren mit Schmuggel von Luxusgütern ein Vermögen. Als Kommandant der Verteidigungsmilizen wurde er 2014 von Rebellen der Nusra-Front erschossen. Seitdem terrorisiert sein halbwüchsiger Spross die 400 000-Einwohner-Stadt. Mehrfach soll er bereits auf Menschen geschossen haben.

Für das Regime in Damaskus kommt der Streit in den eigenen Reihen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der Druck auf die Minderheit der Alawiten wächst. Zerwürfnisse könnten den endgültigen Kollaps des Machtsystems auslösen. Denn die Rebellen rücken weiter an die alawitischen Siedlungsgebiete heran, während dem Diktator die Soldaten ausgehen. So schickte Assad eilends eine Delegation nach Latakia, um die Gemüter zu beruhigen. Der Frau des Ermordeten ließ er versprechen, der Täter werde zur Rechenschaft gezogen. Für Louay Hussein, einem prominenten Aktivisten der alawitischen Opposition, ist das alles Augenwischerei. Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass ein Gangster der Assad-Familie einen alawitischen Bewohner von Latakia angegriffen und getötet habe.

 
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