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ADDIS ABEBA/NAIROBI
Armee treibt Terroristen in die Enge
In Deckung: Menschen in Nairobi suchen Schutz, nachdem die Armee mit der Erstürmung des besetzten Einkaufszentrums begonnen hat.
Foto: dpa | In Deckung: Menschen in Nairobi suchen Schutz, nachdem die Armee mit der Erstürmung des besetzten Einkaufszentrums begonnen hat.
dpa
 |  aktualisiert: 23.09.2013 19:14 Uhr

Die Lage im von Islamisten besetzten Einkaufszentrum Westgate in Nairobi hat sich am Montag dramatisch zugespitzt. Am Mittag stieg plötzlich dichter schwarzer Rauch aus dem Gebäude auf. Kurz zuvor hatten Ohrenzeugen mehrere laute Explosionen gehört. Nach Angaben des Innenministeriums hatten die Angreifer das Feuer selbst ausgelöst, um die Einsatzkräfte zu verwirren. „Sie wollten versuchen zu fliehen“, sagte Militärchef Julius Karange. „Aber es gibt für sie kein Entkommen.“

Das Terrorkommando der somalischen Islamistenmiliz Al-Shabaab hatte am Samstag das Einkaufszentrum gestürmt. Nach neuen Angaben kamen 62 Menschen um, rund 175 wurden verletzt.

Scharfschützen im Einsatz

Bei Gefechten mit den Einsatzkräften, zu denen auch Scharfschützen gehörten, seien am Morgen zwei der Extremisten getötet worden, erklärte Innenminister Ole Lenku. Zehn Polizisten seien verletzt worden und würden behandelt. Jedoch verschanzten sich bis zum Nachmittag noch immer mehrere der zehn bis 15 Täter in dem Gebäude.

Dem Militär gelang es im Laufe des Tages, alle vier Stockwerke unter Kontrolle zu bringen. Die Täter hatten zudem offenbar nur noch wenige Geiseln in ihrer Gewalt. „Wir haben die Situation unter Kontrolle, es gibt keinen Grund zum Alarm“, erklärte Lenku. Entgegen anderslautender Meldungen handelte es sich bei allen Tätern um Männer.

Jedoch hätten sich einige von ihnen als Frauen verkleidet, um die Polizei in die Irre zu führen. Die Islamisten hatten das beliebte Einkaufszentrum am Samstag gestürmt und Geiseln genommen. Am Montag wurden immer noch 63 Menschen vermisst.

Militärchef Karange betonte, die Al-Shabaab-Terroristen stammten aus verschiedenen Ländern. Es handle sich um eine „multinationale Gruppe“. Er fügte hinzu: „Wir wissen, wer diese Leute sind. Wir kämpfen hier gegen globalen Terrorismus.“ Einzelne Nationalitäten nannte er nicht. Die finnische Regierung prüft derweil Berichte, ein Finne sei unter den Tätern. Medienberichten zufolge nahm die Polizei einen Verdächtigen fest, der mit der Attacke in Zusammenhang stehen soll. Der 33-Jährige sei kürzlich zum Islam übergetreten.

Er lebe in Meru im Osten des Landes und sei gefasst worden, als er ein Flugzeug in die Türkei besteigen wollte. Das Innenministerium bestätigte zudem weitere Festnahmen am Flughafen. Die Inhaftierten würden verhört.

Ein Sprecher der Al-Shabaab hatte am Sonntagabend einem somalischen Radiosender gesagt, die Gruppe werde nicht eher Ruhe geben, bis Kenia seine Truppen aus dem Nachbarland Somalia zurückziehe. Er drohte mit weiteren Anschlägen und fügte hinzu, die Dschihadisten in Westgate seien angewiesen worden, Geiseln zu töten, falls die Streitkräfte versuchen sollten, das Gebäude zu stürmen.

Unterdessen sank die offizielle Zahl der Todesopfer von 69 auf 62. Die neue Zahl wurde sowohl vom Roten Kreuz als auch vom kenianischen Innenministerium mitgeteilt. Beobachter befürchteten, dass es aber noch mehr Opfer geben könnte. Offenbar liegen in Westgate noch zahlreiche Leichen.

Geiseln befreit

Bereits in der Nacht waren viele Geiseln gerettet worden. Zuvor waren die Sicherheitskräfte weit in das Gebäude vorgedrungen. Präsident Uhuru Kenyatta ließ erklären, die Regierung werde nicht eher ruhen, bis die Belagerung beendet sei. Kenyatta hat bereits mehrmals in Fernsehansprachen zu Ruhe und Geduld aufgerufen.

An der Geiselbefreiung waren offenbar neben der nationalen Eliteeinheit Recce auch Spezialkräfte aus Israel und den USA beteiligt. Dabei ging es anscheinend vor allem um Aufklärung.

Tourismusministerin Phyllis Jepkosgei Kandie versicherte Keniaurlaubern derweil, dass sie sich in ihrem Land sicher fühlen könnten. „Wir möchten unsere internationalen Besucher und Touristen bitten, keine Angst zu haben“, sagte sie. „Sie sind bei uns sicher, wo immer sie auch hinreisen.“

Israelischer Diplomat bestätigt Hilfe in Kenia

Dass sein Land Kenia im Umgang mit dem Geiseldrama in einem Einkaufszentrum in Nairobi hilft, hat jetzt ein israelischer Diplomat offiziell bestätigt. „Wir sind vor Ort und liefern Unterstützung“, sagte der stellvertretende Botschafter Israels in Kenia, Yaki Lopez, im Gespräch mit der Nachrichtenseite ynet am Montag, wollte jedoch keine weiteren Einzelheiten nennen. „Wir sind hier und sehen, wie wir helfen können.“ Israel hat Berichte über eine Beteiligung an dem Einsatz von Elitetruppen bislang nicht offiziell bestätigt. Auch am Montag wollten sich weder Sprecher des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu noch die Armee, das Verteidigungsministerium oder das Außenministerium zu dem Thema äußern. Text: dpa

 
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