Die angekündigte Allianz für Großbritannien hat für Überraschung gesorgt: Die Konservativen könnten mithilfe der Democratic Unionist Party (DUP) eine Minderheitsregierung stellen. „Wollen die Tories aus Machtwillen wirklich ins Bett steigen mit einer homophoben, erzkonservativen Partei?“, fragen Kritiker.
Derweil mussten etliche Briten erst einmal DUP googeln um zu erfahren, wer Arlene Foster ist – jene 46 Jahre alte Frau, die zur Königsmacherin aufgestiegen ist. Die Juristin, die als ehrgeizig, humorvoll und kritikresistent beschrieben wird, ist die Vorsitzende der DUP. Ein Deal mit ihr ist nun die einzige Chance für Premierministerin Theresa May, an der Macht zu bleiben.
Die DUP steht klar auf der Seite der Brexit-Anhänger. Foster betont aber immer wieder, dass sie keinen harten Bruch mit Brüssel will aufgrund der besonderen Situation Nordirlands, wo sich Katholiken und pro-britische Protestanten jahrzehntelang bis aufs Blut bekämpft haben. Foster besteht darauf, eine durchlässige Grenze ohne neue Kontrollen zwischen dem EU-Mitglied Irland und Nordirland zu errichten.
Ihr Leben und ihre Karriere sind tief geprägt vom Nordirland-Konflikt. Als Foster acht ist, schießen Anhänger der Irish Republican Army (IRA) ihrem Vater, einem nebenberuflichen Polizisten, in den Kopf. Sie muss mit ansehen, wie er blutüberströmt „auf allen vieren“ in die Küche des elterlichen Bauernhauses kriecht. Aber er überlebt. Einige Jahre später sitzt sie in einem Schulbus, der Ziel eines IRA-Bombenanschlags wird. Während ihres Studiums startet Foster ihre politische Karriere, schließt sich der pro-britischen UUP an, wird Abgeordnete ihrer ländlichen Heimat, der Grafschaft Fermanagh. Unter anderem aus Protest gegen das Karfreitagsabkommen, das den blutigen Kämpfen ein Ende setzte, verlässt sie 2004 die Partei und schließt sich der DUP, deren Vorsitzende sie seit 2015 ist, an. Die Partei gilt als sexistisch und vertritt streng konservative Positionen. So lehnt sie etwa Abtreibungen vehement ab, ebenso die Homo-Ehe. Sie erwägt die Todesstrafe und bezweifelt den menschengemachten Klimawandel.
Die dreifache Mutter Foster durchläuft in der nordirischen Regionalregierung mehrere Stationen, ist Umweltministerin, Handelsministerin und Finanzministerin. Anfang 2016 übernimmt sie das Amt der Ministerpräsidentin in einer Zwangskoalition mit dem Vizechef Martin McGuinness von der katholisch-republikanischen Partei Sinn Fein. Doch Anfang dieses Jahres zerbricht die Regierung an einem Streit über ein Ökoenergie-Förderprogramm. Umso mehr dürfte es Arlene Foster gelegen kommen, dass sie nun von Theresa May umgarnt wird. Foto: afp