Marokkanische Sicherheitskräfte haben einen Massenansturm von etwa 1500 Flüchtlingen auf die spanische Nordafrika-Exklave Ceuta abgewehrt. Keinem der Afrikaner sei es gelungen, die Grenzzäune zu überwinden und auf EU-Hoheitsgebiet zu gelangen, teilte die spanische Polizei mit. Rund 80 000 Afrikaner warten unterdessen nach Informationen der Madrider Regierung auf eine Gelegenheit, von Nordafrika nach Spanien zu gelangen.
In Marokko und Mauretanien suchten je 40 000 Flüchtlinge nach einem Weg, spanisches Gebiet zu erreichen, sagte Innenminister Jorge Fernández Díaz am Dienstag in Barcelona. Er berief sich dabei auf Daten der marokkanischen Regierung und des spanischen Geheimdiensts. „Spaniens Kapazitäten zur Aufnahme von Zuwanderern sind begrenzt“, sagte der Minister. „Wir werden unsere Grenzen nicht öffnen.“ Der Zustrom illegaler Immigranten sei ein Problem, zu dessen Lösung die EU beitragen müsse.
Der Ansturm am Dienstag war der größte seit Monaten. Die spanische Grenzpolizei war in höchste Alarmstufe versetzt worden, musste aber nicht eingreifen. Beim letzten großen Flüchtlingsansturm bei Ceuta hatten im Oktober 2013 rund 400 Afrikaner versucht, in die Stadt an der nordafrikanischen Mittelmeerküste zu gelangen.
Vor einem Monat ertranken 15 Flüchtlinge im Meer, als sie Ceuta schwimmend erreichen wollten. Die spanische Polizei feuerte zur Abschreckung Gummigeschosse ab. Ende vergangener Woche gelangten mehr als 200 Afrikaner bei einem Ansturm auf die spanische Nordafrika-Exklave Melilla auf EU-Gebiet.
Den jüngsten Massenansturm hatten die Flüchtlinge nach Informationen der Online-Zeitung „elpais.com“ seit längerer Zeit vorbereitet. Daran hätten sich fast 90 Prozent der Afrikaner beteiligt, die in der Umgebung von Ceuta auf marokkanischem Gebiet in Lagern lebten, hieß es. Ihnen hätten sich auch Flüchtlinge aus der marokkanischen Hafenstadt Tanger angeschlossen.
In den Exklaven Melilla und Ceuta sind die Flüchtlinge ihrem Traum, nach Europa zu gelangen, ein bedeutendes Stück näher gekommen, aber sie sind noch nicht am Ziel. Die Städte gehören zwar zu Spanien, aber für sie gelten Sonderregelungen: Wer von den Exklaven auf das Festland reist, muss seinen Ausweis vorzeigen. Und die Flüchtlinge haben keine Reisedokumente.
Die in Melilla ankommenden Afrikaner werden in der Regel in einem Aufnahmelager (CETI) untergebracht. Das Camp ist im Grunde ein Abschiebelager, von dem die Zuwanderer in ihre Heimatländer zurückgebracht werden sollen. In den meisten Fällen erweist sich eine Abschiebung jedoch als unmöglich, entweder weil die Herkunft der Afrikaner nicht klar festzustellen ist oder weil Spanien mit den Heimatländern der Flüchtlinge keine Abkommen über die Rückführung geschlossen hat.