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ATHEN
Anschlag auf Botschafterresidenz
Schüsse in der Nacht: Ein Einschussloch neben dem Schild der Deutschen Botschaft zeugt von dem nächtlichen Angriff in Athen.
Foto: dpa | Schüsse in der Nacht: Ein Einschussloch neben dem Schild der Deutschen Botschaft zeugt von dem nächtlichen Angriff in Athen.
Evangelischer Pressedienst
 |  aktualisiert: 30.12.2013 18:59 Uhr

Die Residenz des deutschen Botschafters in Athen befindet sich an der viel befahrenen Straße des Nationalen Widerstandes im Athener Vorort Chalandri. Doch nicht vom Verkehrslärm wurden der Hausherr Wolfgang Dold und seine Familie am frühen Montagmorgen gegen 3.30 Uhr geweckt, sondern von Gewehrsalven. Mehrere Männer hatten sich aus einer gegenüberliegenden Seitenstraße der Residenz angenähert. Sie hatten automatische Gewehre dabei und nahmen das Gebäude unter Beschuss.

Mehrere Geschosse schlugen in die Fassade der Botschafterwohnung ein, andere in den hohen stählernen Sicherheitszaun, der das Grundstück umgibt. Verletzt wurde niemand, auch nicht der Polizeibeamte, der in einem schusssicheren Unterstand am Tor der Residenz Wache hielt. Offenbar nahmen ihn die Angreifer bewusst nicht aufs Korn. Der Beamte seinerseits machte von seiner Maschinenpistole keinen Gebrauch – wegen der gegenüberliegenden Wohnhäuser, wie es offiziell heißt. Nach wenigen Augenblicken verschwanden die Schützen unerkannt.

Die mutmaßlich vier Attentäter entkamen wahrscheinlich mit zwei Motorrädern. Eine wenig später eingeleitete Großfahndung der Polizei blieb ohne konkretes Ergebnis. Am Tatort fanden die Ermittler rund 60 Patronenhülsen. Bei den Tatwaffen handelt es sich vermutlich um Kalaschnikow-Sturmgewehre. Die Polizei erhofft sich jetzt von der Auswertung zahlreicher Sicherheitskameras Erkenntnisse über die Täter. Es könnte sich um Mitglieder einer linksextremen Terrorgruppe handeln.

Am Montagmorgen setzten sich Ministerpräsident Antonis Samaras, Außenminister Evangelos Venizelos und der für die Polizei zuständige Minister für öffentliche Ordnung, Nikos Dendias, mit Botschafter Dold telefonisch in Verbindung. Samaras telefonierte wegen des Vorfalls auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die griechische Regierung verurteilte den Angriff scharf. Man werde die Täter fassen und vor Gericht stellen, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums. Vizeaußenminister Dimitris Kourkoulos begab sich am Montagvormittag in die Residenz des deutschen Diplomaten. Die Sicherheitsmaßnahmen für die deutschen Diplomaten in Athen wurden verstärkt.

Botschafter Dold erklärte, wer auch immer die Täter seien, es werde ihnen „nicht gelingen, die engen und freundschaftlichen Beziehungen unserer beiden Länder zu beeinträchtigen“. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte den Anschlag, der durch „nichts zu rechtfertigen“ sei. Es werde den Tätern nicht gelingen, die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Griechenland kaputt zu machen, erklärte Steinmeier.

Die nächtlichen Gewehrsalven waren nicht der erste Angriff auf die deutsche Botschafterresidenz in Athen. In der Nacht zum 17. Mai 1999 hatten Terroristen eine Panzerfaust auf das Gebäude abgefeuert. Ihr Ziel war offenbar ein Fenster im ersten Stock der Residenz, wo sich auch die Schlafzimmer befinden. Die Granate schlug jedoch im Dach des Gebäudes ein, ohne zu explodieren. Zu dem Anschlag bekannte sich die Untergrundorganisation „17. November“. Sie hat von 1975 bis zu ihrer Zerschlagung im Jahr 2002 zahlreiche Anschläge verübt, bei denen 23 Menschen getötet wurden.

Anlässlich des Anschlags unterstreichen zwar Diplomaten und Politiker die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Griechenland und Deutschland. Die Eurokrise hat aber beide Länder einander stark entfremdet. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble sind in Griechenland die unbeliebtesten ausländischen Politiker. Sie gelten als treibende Kraft hinter den Auflagen für die EU-Hilfskredite, die viele Griechen als „Spardiktat“ empfinden. Während noch im Jahr 2005 in einer Umfrage 78 Prozent der befragten Griechen eine „gute Meinung“ von Deutschland hatten, womit die Deutschen damals die beliebteste Nation überhaupt waren, sind es 2013 nur noch 33 Prozent. Nach einer Umfrage vom Herbst dieses Jahres sehen sogar 23 Prozent der Griechen in Deutschland „eine Bedrohung“ für ihr Land.

 
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