Die Bundesregierung geht nach Medieninformationen davon aus, dass bis zu neun deutsche Selbstmordattentäter Anschläge im Irak und in Syrien verübt haben. Fünf solche Fälle würden als gesichert betrachtet, drei bis vier weitere geprüft, berichtete der Rechercheverbund von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ am Dienstag. Die meisten Selbstmordanschläge wurden demnach in diesem Jahr verübt, wobei neben der irakischen Hauptstadt Bagdad vor allem die nördlichen Kurdengebiete betroffen gewesen seien.
Nach Einschätzung westlicher Geheimdienste setze die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) auch aus Propagandamotiven gezielt Europäer für Selbstmordattentate ein, hieß es in dem Medienbericht. Die Zahl der von ihnen verübten Anschläge habe sich seit Anfang März vervierfacht. „Sie werden gezielt angeworben und sind brutaler als die Araber“, wurde der irakische Armeesprecher Kassem Atta zitiert.
Laut dem Rechercheverbund soll ein in Bagdad festgenommener mutmaßlicher IS-Funktionär gestanden haben, im Juli einen deutschen Selbstmordattentäter zu einem Anschlag im Süden Bagdads gefahren zu haben, bei dem Dutzende Menschen getötet wurden. Die deutschen Behörden gehen demnach mit „großer Wahrscheinlichkeit“ davon aus, dass es sich dabei um einen 21-Jährigen aus Ennepetal im Ruhrgebiet handelte. Dessen Familie bezweifle dies. Der festgenommene Dschihadist habe zudem ausgesagt, in einem Haus des IS in Falludscha drei weitere Deutsche getroffen zu haben, die noch auf ihren Einsatz warteten.