Ein Parlament hat Ägypten im Moment nicht. Die Auseinandersetzung zwischen Armee-Anhängern und Islamisten findet deshalb auf der Straße statt – auch mit Waffengewalt. Wieder gibt es Tote.
Einen Tag nach den blutigen Zusammenstößen zwischen Armee-Anhängern und Islamisten haben in Ägypten mutmaßliche Extremisten 18 Angehörige von Armee und Polizei getötet. In einem südlichen Vorort von Kairo wurden zudem laut Medienberichten zwei Menschen verletzt, als Unbekannte eine Panzerfaust auf eine streng bewachte Satellitenanlage abfeuerten.
Am Sonntag waren bei Straßenschlachten zwischen Anhängern der vom Militär entmachteten Islamisten und Unterstützern der Armee in Kairo und zwei südlichen Provinzen insgesamt 53 Menschen getötet worden. Das Gesundheitsministerium zählte 271 Verletzte. Die Polizei nahm mehr als 400 Menschen fest.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen starben am Montag zwölf Polizisten, als in der Stadt Al-Tur eine Autobombe auf dem Gelände der Sicherheitsdirektion der Provinz Süd-Sinai detonierte. 27 Menschen seien durch die Explosion verletzt worden, hieß es.
In dem Gebäude, das stark beschädigt wurde, fand gerade eine Sitzung hochrangiger Offiziere statt. Augenzeugen berichteten, auch das angrenzende Gouverneursgebäude sei in Mitleidenschaft gezogen worden.
Wie das Fahrzeug auf das Gelände gelangen konnte, ohne durchsucht zu werden, müsse noch geklärt werden, sagte ein Polizeibeamter.
Berichte, wonach der Sprengsatz in einem gestohlenen Polizeiauto versteckt wurde, bestätigte das Innenministerium zunächst nicht. Auch über die mutmaßlichen Attentäter wurde zunächst nichts bekannt.
Bei einem Angriff auf eine Militärpatrouille in der Provinz Ismailija wurden am Montag sechs Soldaten erschossen. Nach Angaben der Sicherheitskräfte erlitten 35 Menschen bei der Attacke in der Nähe der Ortschaft Abu Suwair Verletzungen.
Die Armee geht seit September verstärkt gegen militante Islamisten auf der Sinai-Halbinsel vor. Diese hatten ihre Angriffe auf Fabriken und Einrichtungen der Sicherheitskräfte verstärkt, nachdem die Armeeführung Anfang Juli nach Massenprotesten den aus der Muslimbruderschaft stammenden Präsidenten Mohammed Mursi und seine Regierung abgesetzt hatte.
Der von den Militärs eingesetzte Übergangspräsident Adli Mansur gilt als blasser Beamter ohne politische Ambitionen.
Am Sonntag, dem 40. Jahrestag des arabischen Angriffs auf die israelischen Truppen im Jom-Kippur-Krieg von 1973, hatte ein Teil der Bevölkerung an das historische Datum erinnert und den „Sieg“ von einst gefeiert. Die Anhänger der Muslimbruderschaft demonstrierten gleichzeitig gegen den „Militärputsch“ vom vergangenen Juli.