Am Chaos um den Pannenflughafen Berlin-Brandenburg, kurz BER, ist auch der dritte Chef gescheitert: Karsten Mühlenfeld räumt nach nur zwei Jahren im Amt vorzeitig seinen Posten. Sein Nachfolger wird der Berliner Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup. Der Flugbetrieb hätte laut Plan bereits 2011 beginnen sollen. Doch aufgrund einer inzwischen sprichwörtlichen Serie von Bau- und Planungsfehlern wurde die Eröffnung mehrfach verschoben.
Der erste BER-Chef Rainer Schwarz war 2013 abgesetzt worden, nachdem er die Eröffnung des Airports viermal abgesagt hatte. Auch sein Nachfolger, Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn, schaffte es nicht, die langen Mängellisten der Großbaustelle abzuarbeiten und kündigte 2015 nach Querelen mit dem Aufsichtsrat. Anschließend sollte es Karsten Mühlenfeld richten, zuvor erfolgreicher Manager bei der Turbinensparte von Rolls-Royce.
Mühlenfeld feuerte Technikchef
Er war mit dem festen Ziel angetreten, den Flughafen noch im Jahr 2017 in Betrieb zu nehmen. Vor wenigen Wochen musste Mühlenfeld nun einräumen, dass das nicht mehr zu schaffen sei. Als Schuldigen präsentierte der BER-Geschäftsführer seinen Technikchef Jörg Marks – und feuerte den als sehr kompetent geltenden Mann gegen den Willen des Aufsichtsrats. Mühlenfeld, so die Einschätzung eines Flughafen-Insiders gegenüber unserer Redaktion, hatte offenbar geglaubt, mit dieser Eigenmächtigkeit durchzukommen. Der angeschlagene BER-Chef überstand eine Sitzung des Aufsichtsrats vergangene Woche zunächst wohl auch, weil kein geeigneter Nachfolger in Sicht schien.
In den vergangenen Tagen wurde aber deutlich, wie schwer Mühlenfeld durch die Diskussion um mögliche Fehler in seinem Ansehen und in seiner Autorität beschädigt worden war. Vor allem das Vertrauensverhältnis zum Aufsichtsratsvorsitzenden, Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD), galt als nicht mehr zu kitten. Bereits am Wochenende hat dieser der Auflösung seines laut Vertrag noch bis 2020 laufenden Arbeitsverhältnisses zugestimmt. Nach Medienberichten soll Mühlenfeld sein Jahresgehalt von 500 000 Euro noch bis Ende des Jahres in voller Höhe erhalten.
Über weitere Details, etwa die Höhe einer möglichen Abfindung, wurde zunächst nichts bekannt. Sein Nachfolger, der 60-jährige Engelbert Lütke Daldrup, kennt die BER-Baustelle als bisheriger Berliner Flughafenkoordinator gut.
Müller zieht sich zurück
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller muss sich aufgrund der Personalie nun als Aufsichtsratschef zurückziehen. Denn das Gesellschaftsrecht verbietet es, dass Chef-Aufseher und Geschäftsführer vom selben Gesellschafter kommen. An die Spitze des Aufsichtsrats rückt der brandenburgische Staatssekretär Rainer Bertschneider. Der von Mühlenfeld entlassene Technikchef Jörg Marks soll zurückgeholt werden. Auf ihm und Lütke Daldrup ruhen nun die Hoffnungen, dass der Flughafen möglichst bald doch noch in Betrieb geht. Sicher scheint bislang nur: Es wird mindestens 2018 werden.