Am Ende wurde seine Welt auf dem Familiengut in Beinhorn bei Hannover sehr klein. Betreuung rund um die Uhr war notwendig. Ernst Albrechts letzte Lebensdekade war geprägt von seiner Krankheit. Der frühere CDU-Ministerpräsident von Niedersachsen, bekannt für sein strahlendes Lächeln, litt seit 2003 an Alzheimer und fortschreitendem Gedächtnisverlust. Er starb am Samstag 84-jährig.
Seine Tochter, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), war wegen der Krankheit des Vaters 2007 mit ihrer Familie zurück in ihr Elternhaus gezogen. Sie ging sehr offen mit seiner Krankheit um. „Sie müssen lernen, mit den Skurrilitäten zu leben. Wenn er sich wohlfühlt, fängt er an zu singen – auch im Restaurant“, berichtete sie einmal.
Bis vor einigen Jahren zeigte sich Albrecht noch ab und zu in der Öffentlichkeit. Zu seinem 80. Geburtstag im Sommer 2010 gab der damalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff ihm zu Ehren einen Empfang. Damals sagte Albrecht: „Ich bin dankbar für mein ganzes Leben.“ Er hatte mehr als 30 Enkelkinder.
An der Spitze des Landes Niedersachsen stand der Christdemokrat von 1976 an insgesamt 14 Jahre lang. Am 13. Mai 1990, kurz vor seinem 60. Geburtstag, erlitt Albrecht seine erste Niederlage bei einer Landtagswahl. Er musste seinen Ministerpräsidenten-Sessel räumen für den SPD-Mann Gerhard Schröder.
Bevor Albrecht zur Politik kam, war der Sohn einer Heidelberger Arztfamilie nach dem Diplom als Volkswirt bei der EU in Brüssel beschäftigt. 1971 wechselte er in die Chefetage des hannoverschen Bahlsen-Konzerns. Anfang 1976, mitten in der Wahlperiode, wurde er überraschend mithilfe von Überläufern aus dem SPD-Regierungslager zum ersten CDU-Ministerpräsidenten in Niedersachsen gewählt. Ende der 70er Jahre konkurrierte er zeitweise mit Franz Josef Strauß um die Unions-Kanzlerkandidatur für 1980. Und er wurde gefeiert für seinen Einsatz für die „Boat People“ aus Vietnam: Im Winter 1978 war er einer der Ersten, die den verzweifelten Flüchtlingen Hilfe anboten.
Albrecht stand im Lauf seiner Amtszeit auch schwierige Situationen durch, etwa die Auseinandersetzungen um die Erkundung des Salzstocks in Gorleben als mögliches Endlager für Atommüll. In seinen letzten Jahren wurde es dann still um ihn.