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PARIS
Alkohol-Tester eine Schnapsidee?
Von unserer Korrespondentin Birgit Holzer
 |  aktualisiert: 11.12.2019 20:10 Uhr

Es ist nicht immer leicht, dem Gesetz vorbildlich zu folgen. Wer stets einen noch unbenutzten Alkoholtester in seinem Auto, Lastwagen oder Motorrad führen will, wie in Frankreich seit dem 1. Juli vorgeschrieben, kann auf Hürden stoßen: Weil sich Kunden, Verkaufsstellen und Hersteller offenbar nicht vorzeitig auf die Vorschrift eingestellt haben, herrscht Mangel.

In zahlreichen Supermärkten, Apotheken oder Tankstellen sind die Einmal-Tester aus Plastik ausverkauft. „Wir haben schon seit Juni keine mehr“, sagt eine Kassiererin in Paris. „Die Kunden fragen danach, aber unser Lieferant kann sie nicht vor Januar 2013 beschaffen.“ Auch deshalb wird die Geldbuße von elf Euro bei Fehlen eines Testers erst ab 1. November fällig.

Dabei machen deren Hersteller in diesem Jahr das Geschäft ihres Lebens. Die französische Wirtschaftszeitung „Les Echos“ schreibt von einem „Jackpot“ für die beiden Fabrikanten, die den Bedarf decken sollen. Contralco, mit fast 80 Prozent Marktführer, konnte jetzt schon seine Verkäufe verdoppeln auf 47 Millionen Stück, der Anbieter Pelimex hat seinen Umsatz vervierfacht auf zwölf Millionen Euro.

Und es gibt noch Potenzial: Bislang ist erst rund die Hälfte der rund 40 Millionen französischen Autofahrer ausgestattet mit einem Tester für den Preis zwischen 1,25 und zwei Euro. Aus Nachlässigkeit – oder weil sie schlicht keinen bekommen haben. Guillaume Neau, kaufmännischer Leiter bei Contralco, räumt Lieferschwierigkeiten ein, die „in wenigen Wochen“ beendet seien: „Seit Ankündigung der Maßnahme Ende des letzten Jahres haben wir 160 Leute eingestellt und drei Millionen Euro in neue Maschinen investiert. Wir werden die Produktion auf 200 000 Stück pro Tag anheben.“

Vorwurf: Lobbyarbeit

Für Unruhe sorgten Medienberichte, denen zufolge der Präsident der Vereinigung „I-Test“, die das Dekret beworben und durchgesetzt habe, bei Contralco arbeitet. Ein Schelm, der Böses dabei denkt? Die Lobbyarbeit sei jedenfalls gelungen, erklärt eine französische Automobil-Vereinigung: „Die verantwortungsbewussten Fahrer stellen sich legitimerweise die Frage nach der Sachdienlichkeit einer solchen Maßnahme, um gegen Alkohol am Steuer zu kämpfen.“

Kritiker wenden ein, dass die Vorschrift an der eigentlichen Zielgruppe vorbeigehe. Die Regierung hatte sie eingeführt, weil bei fast einem Drittel der tödlichen Verkehrsunfälle in Frankreich Alkohol mit ihm Spiel ist, gegenüber nur rund zehn Prozent in Deutschland. Nun soll jeder selbst vor Fahrtantritt kontrollieren, ob er die erlaubte Promillegrenze von 0,5 Prozent Alkohol im Blut übersteigt – und notfalls das Auto stehen lassen.

Auch für Urlauber bringt die neue Regel ein Ärgernis mit sich: Wer sich informiert und für die Ferien in Frankreich mit einem Tester ausgestattet hat, hat nicht bedacht, dass nur in Frankreich hergestellte Exemplare mit dem Siegel „NF“ der beiden genannten Firmen zugelassen sind. Laut Polizei will man damit auch Fälschungen vorbeugen, die gerade durch die Tester-Knappheit auf den Markt kommen.

Der Automobil-Club von Luxemburg fordert Präsident François Hollande dazu auf, „eine Lösung zu finden, die der Wirklichkeit des aktuellen Marktes angemessen ist“. Die Umweltschutz-Vereinigung wie „Robin des Bois“ („Robin Wood“) warnt, die Tests enthielten für Umwelt und Gesundheit schädliche chemische Stoffe, Experten kritisieren unzuverlässige Ergebnisse der Billiggeräte.

 
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