Mit einem weiteren Blutbad ist das Geiseldrama in der algerischen Wüste nach drei Tagen zu Ende gegangen. Einheiten der algerischen Armee stürmten am Samstag die Gasanlage bei In Amenas im Osten des Landes. Dabei wurden nach einem Bericht der algerische Nachrichtenagentur APS alle elf Terroristen getötet. Zuvor sollen die Geiselnehmer sieben ausländische Geiseln getötet haben.
Die schwer bewaffneten Angreifer hatten die Anlage am Mittwoch besetzt und Geiseln genommen. Am Donnerstag griff das Militär die Islamisten an. Die Geiselnehmer hatten unter anderem ein Ende des von Frankreich angeführten internationalen Militäreinsatzes in Mali gefordert.
Nach Informationen von «El Watan» sollen die Entführer am Samstagmorgen begonnen haben, ihre Geiseln zu töten. Die Armee habe dann die Anlage gestürmt. Für die sieben Ausländer - drei Belgier, zwei US-Amerikaner, ein Brite und ein Japaner - war es jedoch zu spät.
Laut Radiosender Chaine 3 hatten die Entführer am Freitagabend versucht, einen Teil der Anlage in Brand zu setzen. Dies sei von Armee und Mitarbeitern der Anlage verhindert worden.
Das Auswärtige Amt in Berlin bekräftigte, dass es keine deutschen Geiseln gegeben habe.
Bereits beim ersten Angriff auf die in der Anlage verschanzten Entführer wurden nach Regierungsangaben zwölf algerische und ausländische Geiseln getötet. Zugleich waren bei der Aktion 650 Geiseln befreit worden. Von den zunächst auf 32 bezifferten Geiselnehmern wurden dabei 18 nach algerischen Angaben «außer Gefecht gesetzt». Die Terroristen verfügten nach Informationen der algerischen Agentur APS über Raketenwerfer und Maschinengewehre.
Die algerische Armee verteidigte am Samstag ihren umstrittenen Militäreinsatz. «Der Einsatz ist die Antwort auf eine Entscheidung der Terroristen gewesen, alle Geiseln zu töten und ein wahres Massaker anzurichten», zitierte die Tageszeitung «El-Khabar» am Samstag einen namentlich nicht genannten Armeesprecher. Zuvor hatte die algerische Führung versichert, sie werde nicht mit den Militanten verhandeln.
US-Verteidigungsminister Leon Panetta sagte der britischen BBC: «Al-Kaida muss wissen, dass es keinen Fluchtpunkt gibt - in Algerien, Mali oder sonst wo. Wir werden keine Verstecke zulassen, von wo aus solche terroristischen Akte ausgeführt werden können.»
Internationale Öl- und Gasfirmen in Algerien reagieren nach Darstellung der Deutsch-Algerischen Industrie- und Handelskammer besonnen auf die Geiselnahme. Außer bei BPhabe er nirgendwo davon gehört, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter abzögen, sagte der Geschäftsführer der Organisation in Algier, Christoph Partsch, im DeutschlandradioKultur. Die Öl- und Gasfirmen überprüften lediglich ihre Sicherheitsvorkehrungen. «Zu mehr besteht meiner Meinung nach auch kein Anlass.»