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ADDIS ABEBA
Afrikanische Union feiert Jubiläum vor Tausenden leeren Stühlen
Musikalische Botschaft: Salif Keita bei seinem Auftritt anlässlich der Jubiläumsfeier der Afrikanischen Union in Addis Abeba. Der Musiker aus Mali ist diese Woche auch beim Africa Festival in Würzburg zu Gast.
Foto: afp | Musikalische Botschaft: Salif Keita bei seinem Auftritt anlässlich der Jubiläumsfeier der Afrikanischen Union in Addis Abeba. Der Musiker aus Mali ist diese Woche auch beim Africa Festival in Würzburg zu Gast.
Von dpa-Korrespondentin CAROLA FRENTZEN
 |  aktualisiert: 26.05.2013 18:59 Uhr

So etwas hatten François Hollande und José Manuel Barroso wohl noch nicht erlebt: Als sie am Samstagabend endlich in der gigantischen Millennium Hall der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ihre Reden zum 50-jährigen Bestehen der Afrikanischen Union halten durften, war fast niemand mehr da. Tapfer gingen die internationalen Spitzenpolitiker einer nach dem anderen dennoch auf die Bühne und taten ihre Pflicht, darunter neben Frankreichs Präsidenten und dem EU-Kommissionschef auch Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und Jamaikas Ministerpräsidentin Portia Simpson Miller. Vor ihnen Tausende leere Stühle – gerade einmal zwei Dutzend Zuhörer hatten noch ausgeharrt, die meisten von ihnen Journalisten.

Das Misslingen des seit langem geplanten und groß angekündigten Events ist symptomatisch für die Situation des Kontinents: Während die Staats- und Regierungschefs ihre angeblichen Erfolge feiern, bleiben die Menschen in ihrer Misere zurück. Kein Wunder, dass viele von ihnen gar nicht hören wollten, was ihre Machthaber zu sagen hatten.

Immerhin: Als der äthiopische Ministerpräsident Hailemariam Desalegn und AU-Kommissionschefin Nkosazana Dlamini-Zuma ihre Begrüßungsworte sprachen, waren noch einige Hundert Stühle besetzt. Dann jedoch folgte Rede auf Rede – statt den trockenen Wortschwall mit Musik und Poesie aufzulockern. Ugandas Präsident Yoweri Museveni etwa schwafelte 45 Minuten ungestört über seine völlig verzerrte Vision der kolonialen Vergangenheit Afrikas. Da wurde es auch den Letzten zu bunt, und sie verließen die Halle.

„Es gab einfach zu viele Reden. Die Leute wollten das nicht mehr hören“, sagte ein französischer Beobachter, der sichtlich mit Präsident Hollande litt, als dieser Stunden später endlich am Rednerpult stand. „Ich war überzeugt, sie würden seinen Auftritt absagen. Vor so wenig Leuten hat er sicher noch nie gesprochen.“ Dabei hatte Hollande bedeutende Aussagen im Gepäck: Ein Gipfeltreffen zum Thema Frieden und Sicherheit in Afrika kündigte er an. US-Außenminister John Kerry war der Einzige, dem die Situation offenbar zu grotesk war. Seine mit Spannung erwartete Rede entfiel.

Erst zu später Stunde gab es Musik. Die wenigen Anwesenden konnten den Schmerz eines Sängers vom Kaliber Salif Keitas geradezu körperlich spüren. Der als Albino geborene malische Künstler ist einer der wichtigsten Vertreter des Pan-Afrikanismus, von dem die AU und ihre Spitzenpolitiker so gerne träumen. Dass er trotzdem vor 20 Fans mehrere Lieder sang, zeugt von seiner Größe.

Dabei hatte am Morgen alles so gut begonnen. Bei der offiziellen Eröffnungsveranstaltung im AU-Hauptquartier waren die Ränge gefüllt. Zudem gingen die afrikanischen Staats- und Regierungschefs äußerst kritisch mit sich selbst ins Gericht. „Der Teufelskreis der Armut ist noch immer nicht durchbrochen“, warnte etwa Äthiopiens Hailemariam Desalgn. Ohne Schönrederei wurden auch die vielerorts desaströse Infrastruktur, ungenügende Bildung, schlechte Krankenversorgung, Dürrekrisen und blutige Konflikte erwähnt – nichts wurde unter den Teppich gekehrt. Dass sich die Politiker der Probleme bewusst sind, heißt aber noch lange nicht, dass sie Lösungen parat haben.

Die Frage, die seit Monaten im gigantischen AU-Bau gestellt wird, ist vor allem die: Wie soll Afrika 2063 dastehen? Was sind die wichtigsten Ziele für die kommenden 50 Jahre, und wie können sie erreicht werden? „Frieden, Einheit und wirtschaftlicher Aufschwung“, brachte es die malawische Präsidentin Joyce Banda auf den Punkt. „Aber wir müssen hart arbeiten, um dies zu erreichen, es gibt noch viel zu tun.“

 
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