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MADRID
Abschied des „Bürgerkönigs“
Monarchen a. D.: Seit 1975 ist Juan Carlos I. König von Spanien. Mit seiner Frau Sofía ist er seit 1962 verheiratet. Den beiden werden Eheprobleme nachgesagt.
Foto: A. ESTEVEZ, dpa | Monarchen a. D.: Seit 1975 ist Juan Carlos I. König von Spanien. Mit seiner Frau Sofía ist er seit 1962 verheiratet. Den beiden werden Eheprobleme nachgesagt.
reda
 |  aktualisiert: 15.06.2014 19:05 Uhr

König Juan Carlos wird nach seiner Ablösung auf dem Thron in dieser Woche kein Spanier sein wie jeder andere. Zwar verliert er zunächst einmal seine Immunität. Aber die Regierung arbeitet bereits an einem Gesetz, das dem 76-Jährigen einen rechtlichen Schutz gewähren soll. Auch den Titel „König“ soll er behalten dürfen, wenn sein Sohn Felipe (46) zum neuen Monarchen proklamiert wird.

Juan Carlos war vom Diktator Francisco Franco (1939-1975) dazu auserwählt worden, nach dessen Tod spanischer König und neuer Staatschef zu werden. Dem jungen Bourbonen haftete daher anfangs der Ruf an, ein Zögling des „Generalísimo“ zu sein. Der Monarch überraschte die Skeptiker jedoch damit, dass er die Diktatur nicht fortführte, sondern auf Machtbefugnisse verzichtete und den Anstoß zu demokratischen Reformen gab.

Er verdiente sich den Thron praktisch im Nachhinein, indem er den Respekt der Spanier gewann. Die letzten Zweifler brachte er auf seine Seite, als er am 23. Februar 1981 die junge Demokratie gegen einen Putschversuch von Militärs verteidigte. „Hier musst Du Dir den Thron immer aufs Neue verdienen, Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr“, hatte der König einmal gesagt. „Wenn Du das Volk gegen Dich hast, kannst Du einpacken.“

„Ein König geht nicht in Rente“

Die Sympathien seiner Landsleute gewann er auch durch seine herzliche und offene Art. Als „Bürgerkönig“ hielt er keinen Hofstaat und lebte nicht in einem prunkvollen Schloss. Unter Juan Carlos war die Monarchie bei den Spaniern lange Zeit die angesehenste Institution des Staates gewesen.

In den letzten Jahren büßten der König und das Königshaus jedoch stark an Popularität ein. Die umstrittene Elefantenjagd vor zwei Jahren und die Finanzaffäre um den königlichen Schwiegersohn Inaki Urdangarin fügten dem Ansehen der Monarchie erheblichen Schaden zu. Nach der Elefantenjagd bat der König in einer beispiellosen Geste die Spanier um Entschuldigung.

Seine Entscheidung zur Abdankung überraschte das Land wie ein Blitz aus heiterem Himmel. „Ein König geht nicht in Rente“, hatte Königin Sofía einmal gesagt. Aber dann verzichtete Juan Carlos zugunsten seines Sohnes Felipe doch auf den Thron.

Intellektuelle wie der Schriftsteller Javier Marías oder der britische Spanien-Experte Paul Preston, die sich selbst nicht als Monarchisten bezeichnen, zogen aus der fast 39-jährigen Amtszeit des scheidenden Königs eine positive Bilanz. Juan Carlos habe seinem Land wertvolle Dienste erwiesen, betonten beide.

Prinz Juan Carlos bei seiner Vereidigung am 23. Juli 1969 neben General Franco. Der Diktator hatte ihn dazu auserwählt, nach seinem Tod spanischer König und neuer Staatschef zu werden.
Foto: dpa | Prinz Juan Carlos bei seiner Vereidigung am 23. Juli 1969 neben General Franco. Der Diktator hatte ihn dazu auserwählt, nach seinem Tod spanischer König und neuer Staatschef zu werden.
 
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