Dieser Richterspruch könnte Maßstäbe setzen: Zu 20 Jahren Haft verurteilte der Straflandesgerichtshof Graz in der Steiermark den Hassprediger Mirsad Omerovic. Ein außergewöhnlich hartes Urteil. Der mutmaßliche Dschihadist soll Männer aus Österreich für die Terrororganisation IS geworben haben. Außerdem soll er zu Mord angestiftet haben. Zusammen mit Omerovic alias Ebu Tejma war ein anderer Mann angeklagt, der zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde.
Omerovic legte „ein Auftreten wie ein Popstar“ an den Tag, berichten Beobachter. Er trat ausgesprochen höflich und wortgewandt auf und bestritt die Vorwürfe. Er beteuerte, er habe so gepredigt, wie er es in Saudi Arabien gelernt habe. Er habe nicht zum Kampf aufgefordert. Doch dagegen sprachen die Zeugenaussagen von Eltern, Geschwistern und Freunden junger IS-Kämpfer, die im Krieg getötet wurden oder vermisst werden. Die Angehörigen schilderten ihre Machtlosigkeit gegenüber dem Einfluss der Hassprediger in ihrem durch sozialen Wohnungsbau geprägten Viertel in Wien. Omerovic soll neben seinen Predigten in österreichischen und deutschen Moscheen mit Propagandafilmen auf Youtube junge Männer radikalisiert haben. Seine Zielgruppe seien Muslime zwischen 14 und 30 Jahren gewesen, so der Ankläger.
In der Wohnung von Omerovic sei eine IS-Flagge gefunden worden, auch abgehörte Telefonate hätten auf Verbindungen zum IS hingewiesen. Der deutsche Islamwissenschaftler Guido Steinberg sagte als Sachverständiger aus. Er sichtete die Predigten des Angeklagten. Steinbergs Fazit: Omerovic, der in Wien als Religionslehrer gearbeitet hat, hält den bewaffneten Kampf gegen Ungläubige für seine individuelle Glaubenspflicht.