Nach monatelangem Tauziehen zwischen Deutschland und der Türkei ist der Hauptverdächtige der tödlichen Gewaltattacke am Berliner Alexanderplatz gefasst. Der 19-jährige Onur U. hatte sich nach dem Angriff auf Jonny K. im vergangenen Oktober in die Türkei abgesetzt, am Montag stellte er sich nun den Berliner Justizbehörden. Zielfahnder nahmen ihn am Montag nach seiner Landung aus Izmir am Flughafen Tegel fest. Zuletzt hatte sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einer Reise nach Ankara persönlich für die Strafverfolgung des Geflüchteten eingesetzt.
Mit der Rückkehr von Onur U. aus der Türkei sind nun alle sechs Verdächtigen gefasst. Ein Prozess soll voraussichtlich am 13. Mai beginnen. Fünf der Verdächtigen sind wegen gefährlicher Körperverletzung sowie Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Onur U. gilt laut Ermittlungsbehörden als treibende Kraft bei der Gewaltattacke.
Der Angriff auf den 20-jährigen Jonny K. hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Wie aus dem Nichts war der junge Mann in der Nacht zum 14. Oktober 2012 vor einem Lokal nahe dem Alexanderplatz von Schlägern so heftig attackiert worden, dass er einen Tag später an Gehirnblutungen starb. Auch ein Freund wurde angegriffen und verletzt.
Türkische Behörden ermittelten
Gegen den Hauptverdächtigen, der die deutsche und die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, hatten zuletzt auch die türkischen Behörden wegen Mordes ermittelt. Der deutsche Haftbefehl bestand weiter. Aus dem Außenministerium in Ankara hieß es am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa nur, zu juristischen Fällen werde es keine detaillierten Auskünfte geben.
Möglicherweise war aber der Druck so groß, dass sich Onur U. doch in Deutschland stellte. In der Türkei hätte ihm bei einer Verurteilung womöglich eine härtere Strafe gedroht. Dort wird auch kein Jugendstrafrecht angewandt. Dieses sieht in Deutschland eine Höchststrafe von zehn Jahren vor.