Nicht nur in der Hauptstadt gibt es viele dieser Fälle: Ältere Menschen wohnen in einer großen Wohnung, einst angemietet, als die Familie noch zahlreicher an Köpfen war. Aktuell sind Wohnung oder Haus womöglich viel zu groß, es stehen Zimmer leer. Doch weil eben auch der Mietvertrag alt und damit vergleichsweise günstig ist, kommt eine neue Bleibe nicht infrage – sie wäre viel zu teuer, möglicherweise gar unbezahlbar. Die Linkspartei brachte in diesem Zusammenhang bereits eine Änderung des Mietrechts ins Spiel, um einen fairen Wohnungstausch von Senioren und jungen Familien gesetzlich zu regeln. Aus Regensburg kommt jetzt Medienberichten zufolge eine Idee, die weit darüber hinausgeht.
Forscher des Immobilieninstituts der Universität Regensburg schlagen laut Welt undHandelsblatt vor, die Mieten für Inhaber alter und günstiger Verträge durch Änderungen im Mieterschutz (beispielsweise bei der Kappungsgrenze) deutlich steigen zu lassen. Am Ende sollen sie so zum Umzug in eine kleine Wohnung gezwungen werden.
Der Vorschlag schlägt Wellen und ruft viel Kritik hervor. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert etwa bezeichnete ihn als „lebensfremd und gefährlich“ und sprach von einem „Mieten-Darwinismus“. „Solchem Unfug wird die SPD niemals zustimmen“, sagte Kühnert unserer Redaktion. Ältere Menschen würden zwar nicht selten in Wohnungen wohnen, die objektiv zu groß seien. „Das tun sie jedoch nicht aus Rücksichtslosigkeit, sondern meist aus Mangel an leistbaren Alternativen“, sagte der SPD-Politiker.
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert kritisiert Regensburger Forscher
„Das Grundübel des Wohnungsmarktes ist nicht mangelnder Tauschwille oder gar zu starker Mieterschutz, sondern die grassierende Wohnraumknappheit“, sagte Kühnert. Das von Professor Steffen Sebastian entwickelte Regensburger Modell würde, angewendet auf die Realitäten deutscher Städte, „hunderttausende ältere Mieter aus ihrem sozialen Umfeld verdrängen, ohne diesen neue Perspektiven zu bieten“. Gleichzeitig würden die Neumieter eine deutlich erhöhte Miete serviert bekommen. „Die einzigen Gewinner in Sebastians Modell sind die Vermieter“, kritisierte Kühnert.
Die SPD will in den kommenden Jahren hunderttausende neue Wohnungen bauen, scheitert aber oft an den Realitäten: In den Ballungsräumen ist der Platz knapp, das Baumaterial ist teuer, die Zinsen und damit die Kosten steigen. „Für einen gesunden Markt, der Wohnungswechsel und Tausch ermöglicht, müssen die Leerstandsquoten wieder bei drei bis fünf Prozent liegen, nicht bei 0,5 oder einem Prozent“, sagte Kühnert. Die SPD investiere deshalb in den nächsten Jahren „viele Milliarden in die soziale Wohnraumförderung“.