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Berlin
Wie sollen Städte künftig heizen? Fernwärme ist nur eine Lösung
Geht es darum, wie künftig geheizt wird, spielen Fernwärmenetze eine wichtige Rolle. In Deutschland geht die Entwicklung nur zögerlich voran. Andere Länder sind da weiter.
Heizkraftwerk.jpeg       -  Fernwärme, hier die Verteilerstation des Heizkraftwerks 3 Stuttgart-Gaisburg, soll nach dem Willen der Ampel die Heizform der Zukunft sein.
Foto: Marijan Murat, dpa | Fernwärme, hier die Verteilerstation des Heizkraftwerks 3 Stuttgart-Gaisburg, soll nach dem Willen der Ampel die Heizform der Zukunft sein.
Stefan Lange
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:44 Uhr

Der Befund kommt von der Ampel-Regierung selbst und ist mindestens ernüchternd: Für die Umstellung der Wärmeerzeugung auf erneuerbare Energien bis spätestens 2045 „sind die bisher in Deutschland unternommenen Schritte und getroffenen Maßnahmen nicht ausreichend.“ Mit anderen Worten: Das Land hinkt wie schon beim Ausbau von Windkraft und Solar den selbst gesetzten Zielen weit hinterher. Damit sich das bei der Erzeugung von Heizwärme und Warmwasser ändert, hat die Bundesregierungdas Gesetz für die Wärmeplanung geschrieben, das nun auf breiter Front diskutiert wird und dann durch den Bundestag muss. Dem Ausbau des Fernwärmenetzes kommt dabei neben einer deutlichen Reduktion des Wärmeverbrauchs eine entscheidende Rolle zu. Das Vorhaben ist so gigantisch groß, dass Zweifel an der Umsetzbarkeit im geplanten Zeitrahmen zulässig sind.

Denn aktuell wird noch mehr als die Hälfte der in Deutschland insgesamt verbrauchten Endenergie für die Bereitstellung von Wärme eingesetzt. Dabei wiederum kommen vor allem Erdgas und Heizöl zum Einsatz. Was die Umstellung auf andere Versorgungsarten bedeutet, zeigen diese Zahlen: Der Anteil erneuerbarer Energien für die Raumheizung in privaten Haushalten beträgt aktuell lediglich circa 18 Prozent und nur etwa acht Prozent der Haushalte werden derzeit über Fernwärme versorgt. Wärmenetze sind jedoch nach Einschätzung der Ampel „von herausragender Bedeutung“, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Laut SPD, FDP und Grünen kommt Städten und Gemeinden „für die erfolgreiche Umsetzung und Gestaltung dieses Prozesses eine entscheidende Rolle zu“.

Daten zu den Heizarten werden gebäudescharf erfasst

Kleine Wohneinheiten lassen sich über private Wärmepumpen versorgen. Bei Mehrfamilienhäusern reicht deren Leistung jedoch nicht aus. In eng besiedelten Räumen würden auch Platz- und Lärmprobleme eine Rolle spielen. Stattdessen sollen es Fernwärmenetze und eine bessere Isolierung richten. Um überhaupt erst einmal einen Überblick zu bekommen, was alles nötig wäre, sollen die Kommunen entsprechende Daten zur Verfügung stellen. Länder wie Bayern und Baden-Württemberg sammeln sie bereits. „Alle Kommunen sind zum Zweck der Erstellung eines kommunalen Wärmeplans ermächtigt, gebäudescharfe Daten bei Energieunternehmen und Bezirksschornsteinfegermeistern in maschinenlesbaren oder digitalen Formaten zu beschaffen“, heißt es beispielsweise bei der Klimaschutz- und Energieagentur inKarlsruhe. 

Andere hingegen sind noch nicht so weit. In Rheinland-Pfalz etwa darf die Energieagentur zwar Daten von Schornsteinfegern und Energieversorgern bereitstellen. Diese sind jedoch allgemeiner Natur und bilden beispielsweise einen ganzen Ort ab. „Eine gebäudescharfe Aufstellung dieser Informationen, wie sie für die Erstellung von kommunalen Wärmeplänen zum Beispiel in Baden-Württemberg genutzt werden, ist momentan in Rheinland-Pfalz aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich“, heißt es.

Beispiel Wien zeigt: Großwärmepumpen sind eine Lösung für Städte

Es wird also offenbar noch einige Zeit dauern, bis die notwendigen Daten zur Verfügung stehen, und dann beginnt erst die eigentliche Arbeit. Wärmeanlagen müssen gebaut, Rohre verlegt, Häuserwände aufgerissen werden. Die Städte und Gemeinden mahnen deshalb bei der Bundesregierung mehr Zeit an, wie kürzlich bei der Hauptversammlung des Deutschen Städtetages deutlich wurde. Für den Ausbau der Wärmenetze benötige man Vorlaufzeit, um Netzentwicklungspläne, Bauplanungen und Baugenehmigungen zu erstellen. Die Kommunen stören sich daran, dass sie bereits 2035 einen Anteil von 65 Prozent erneuerbare Energien im Wärmenetz garantieren sollen, wo doch die Klimaneutralität erst 2045 anstehe. 

Hoffnung macht indes der Blick nach Österreich. Die Zwei-Millionen-Stadt Wien hat mit 1300 Kilometern schon jetzt eines der längsten Fernwärmenetze der Welt, mehr als 440.000 Haushalte in Wien haben einen Anschluss. Die Energie stammt zwar teilweise aus der Müllverbrennung, aber die Hauptstadt will bis 2040 klimaneutral sein und rüstet um. So versorgt unter anderem die stärkste Großwärmepumpe Mitteleuropas 25.000 Haushalte mit CO2-freier Fernwärme. Sie nutzt Restwärme aus dem Kühlwasser eines Kraftwerks. Weitere Pumpen sind in Arbeit, bis 2027 sollen 112.000 weitere Haushalte versorgt werden, indem die Wärme im Klärwasser genutzt wird, bevor es in den Donaukanal fließt. Andere Städte nehmen sich das zum Vorbild. Hamburg baut Flusswärmepumpen, Mannheim will im Herbst Deutschlands größte Anlage dieser Art in Betrieb nehmen. Ähnliche Großwärmepumpen werden in Berlin und Stuttgart errichtet und dann im Realbetrieb getestet.

 
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