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Khartum
Wie ausländische Akteure den Machtkampf im Sudan anheizen
Das afrikanische Land kommt nicht zur Ruhe, die Gemengelage ist schwierig: Die rivalisierenden Generäle können sich auf internationale Helfer stützen.
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Foto: Marwan Ali, dpa | Im Sudan sollen die Waffen vorerst schweigen - aber halten sich die Konfliktparteien auch daran?
Thomas Seibert
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:16 Uhr

In der Nacht zum Dienstag ist in dem von schweren Kämpfen erschütterten Sudaneine Waffenruhe zwischen den beiden Konfliktparteien in Kraft getreten. Berichte über größere Gefechte gab es am Dienstagmorgen zunächst nicht, allerdings herrschte Skepsis, ob die Feuerpause wirklich hält, nachdem zuletzt Waffenruhen immer wieder gebrochen worden waren. Der Blick richtet sich dabei nicht nur auf die eigentlichen Kontrahenten im Land. Auch ausländische Akteure fachen den Machtkampf im Sudan an. Die rivalisierenden Generäle Abdel Fattah al-Burhan und Mohammed Hamdan Dagalo können sich auf internationale Helfer stützen, von denen sie politische und militärische Unterstützung erhalten. Dazu gehören Staaten im Nahen Osten, aber auch Russland. Experten halten es deshalb für möglich, dass sich der Konfliktüber die sudanesischen Grenzen hinaus ausweitet. Auch der Westen, der zum Frieden aufruft, ist nach Ansicht von Beobachtern mit schuld an der Gewalt.

Bei Konflikt im Sudan bereits mehr als 400 Menschen getötet

Im Sudan sind vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen dem Militär und Paramilitär ausgebrochen. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, will mithilfe des Militärs seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Dagalo entmachten, den Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Die zwei Männer hatten die Führung des Landes am Horn von Afrika mit rund 46 Millionen Einwohnern durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen. Nach UN-Angaben sind seit Beginn des Konflikts mehr als 400 Menschen getötet und rund 4000 verletzt worden. Deutschland und andere westliche Länder evakuieren ihre Staatsbürger: Allein die Bundeswehr flog bislang hunderte Menschen aus Khartum nach Jordanien; von dort aus kehrten die Bundesbürger nach Deutschland zurück. 

Die Größe, geografische Lage und Bodenschätze des Sudanziehen seit Jahren ausländische Interessen an. Das drittgrößte Land Afrikas liegt am Nil und am Roten Meer und verfügt über reiche Goldvorräte. Der Verdacht einer ausländischen Einmischung war einer der Auslöser für die Kämpfe zwischen Burhans Armee und der paramilitärischen Truppe RSF von Dagalo, den sie im Sudan nur "Hemedti" nennen: Im nordsudanesischen Merowe trafen kurz vor Ausbruch der Gefechte Soldaten und Kampfflugzeuge aus Ägypten ein; der nördliche Nachbar Sudans unterstützt Burhan. Hemedti befürchtete nach Medienberichten, dass ägyptische Jets seine RSF angreifen könnten, und ließ 27 Ägypter am 15. April in Merowe gefangen nehmen. Am selben Tag brachen die Gefechte zwischen Burhans und Hemedtis Soldaten aus.

Ägypten unterstützt die Armee von Abdel Fattah al-Burhan

Die ägyptischen Soldaten sind inzwischen wieder frei, doch der Zwischenfall demonstrierte den engen Schulterschluss zwischen Burhan und dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah el-Sisi; die beiden besuchten dieselbe Militärakademie und sind befreundet. Kairo betrachtet Burhan als Garanten der Stabilität im Sudan und als Partner im Streit mit Äthiopien um einen riesigen Staudamm, der das Nilwasser in Äthiopien aufstaut und damit nach Ansicht von Ägypten die Wasserversorgung der Länder stromabwärts gefährdet.

Auch General Hemedti hat mächtige Freunde im Ausland. Er hatte in den vergangenen Jahren seine Kämpfer nach Libyen und in den Jemen geschickt und damit den Interessen der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Saudi-Arabiens gedient. Zudem verdiente Hemedti nach Medienberichten viel Geld mit Goldgeschäften mit den VAE und Russland. Der General besuchte in den vergangenen Jahren die Golf-Staaten VAE und Katar sowie Russland.

Russische Söldnergruppe Wagner liefert Waffen in den Sudan

Heute liefert die russische Söldnerfirma Wagner schwere Waffen wie Luftabwehrraketen an Hemedtis RSF, wie der US-Sender CNNunter Berufung auf diplomatische Kreise in der Region meldete. Auch aus dem Machtbereich des libyschen Generals Khalifa Haftar trafen demnach Waffen für die RSF ein. Russland plant schon seit langem den Aufbau eines Militärstützpunktes am sudanesischen Westufer des Roten Meeres, der Zufahrt zum Suez-Kanal.

Burhan und Hemedti stehen seit dem Sturz von Langzeit-Herrscher Omar al-Baschir im Jahr 2019 an der Spitze des Sudans. Der Westen unterstützte die Bemühungen um einen Übergang zur Demokratie, ignorierte nach Einschätzung von Experten aber die wachsenden Spannungen zwischen den beiden Generälen. Noch kurz vor Ausbruch der Kämpfe habe der Westen eine möglichst rasche Einigung auf eine neue Regierung angestrebt, ohne dass die Differenzen zwischen Burhan und Hemedti ausgeräumt gewesen wären, zitierte das Magazin New Lines einen westlichen Diplomaten. Das sei „dumm“ gewesen. 

 
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