Blockabfertigung und Reiseverkehr: Wer in diesen Tagen über die Alpen in Richtung Italien aufbricht, benötigt gute Nerven. Vor allem das Pfingstwochenende droht schon traditionell zum "Staufestival" zu werden. Nun warnt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU): In den kommenden Jahren wird es für Millionen von Reisenden noch schlimmer. Grund sind große Baustellen auf Straße und Schiene.
Für die nächsten Tage hat Alexander Kreipl vom ADAC in Südbayern einen Tipp: Frühzeitig losfahren und den Pfingstsamstag vermeiden. Der starke Reiseverkehr und Baustellen auf der Tauernautobahn, wo an fünf Tunneln gleichzeitig gearbeitet wird, dürften die Fahrt in den Süden zur Geduldsprobe machen. Für die kommenden Jahre ist Kreipl pessimistisch: "Ich würde nicht davon ausgehen, dass es besser wird."
Diese Baustellen drohen auf Brenner- und Tauernautobahn
Das bayerische Verkehrsministerium hat einmal zusammengestellt, was da auf die Verkehrsteilnehmer zukommt. Die erwähnten Tunnelbaustellen auf der Tauernautobahn werden sich bis Mitte kommenden Jahres hinziehen, zudem stehen auf der bayerischen Seite in den kommenden Jahren mehrere Autobahnbrücken der A8 zur Sanierung an. Als besonderer Engpass gilt die Lueg-Brücke der Brennerautobahn, die ab kommendem Jahr neu gebaut wird. Im vergangenen Jahr wurden auf dieser Autobahn so viele Fahrzeuge gezählt wie noch nie: 14,3 Millionen. Auch auf den Bahnstrecken drohen massive Behinderungen, weil die DB in 2026 und 2027 die Strecken zwischen Nürnberg und Passau sowie München-Rosenheim-Salzburg sanieren und dafür komplett sperren will.
Um den Verkehr auf der Straße zu kanalisieren, setzt das Nachbarland Österreich auf zeitweise Fahrverbote und Blockabfertigung für Lastwagen, außerdem ist eine Maut auf der Fernpassroute geplant. Bernreiter wirft den Nachbarn vor, sie würden ihre Verkehrsprobleme auf Bayern abwälzen und dringt auf frühzeitige Informationen über die geplanten Baustellen. Auf deutscher Seite müsse die Autobahn GmbH des Bundes den Verkehr weiträumig steuern und dafür weitere Telematik-Anlagen bauen.
Italien klagt gegen Blockabfertigung, Bayern darf nicht
Welche beschränkte Wirkung Appelle aus Bayern haben, zeigt allerdings das Thema "Blockabfertigung". Das von Bayern, Tirol und Südtirol erarbeitete Slot-Konzept, mit dem der Lastwagenverkehr besser verteilt werden soll, kommt nicht in die Gänge. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wirft der Bundesregierung in Berlin vor, sie agiere zu zögerlich. Schon die alte Bundesregierung, an der die Union beteiligt war, habe sich der bayerischen Forderung nach einer Klage gegen die Blockabfertigung verschlossen, sagt Söder. Ohne Berlin aber geht es nicht. Eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof ist nur für Nationalstaaten möglich.
In Rom hat Ministerpräsidentin Giorgia Meloni diesen Schritt gewagt und die Österreicher vor dem Gerichtshof verklagt. Söder sieht das mit Sympathien und will das Thema auch bei seinem Besuch an diesem Freitag in Rom anschneiden. Ob dabei konkret etwas herauskommt, ist offen. Die Juristen im Münchner Verkehrsministerium halten die Klage zwar für aussichtsreich, gehen aber von einem jahrelangen Verfahren aus.
So ist der Zeitplan beim Brenner-Basistunnel
2032 soll der Brenner-Basistunnel in Betrieb gehen. Die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt zwischen Italien und Österreich verspricht zusätzliche Kapazitäten. "Fahrten nach Italien werden schneller und einfacher. Das wird zu einer Verkehrsverlagerung auf die Schiene führen", heißt es im Verkehrsministerium. In Bayern allerdings wird das Jahrhundert-Bauwerk erst so richtig wirken, wenn die Zulaufstrecken nördlich der Alpen fertig sind. 2040 hat der Bund als Ziel ausgegeben, der entsprechende Bundestagsbeschluss ist für kommendes Jahr angekündigt.