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Liefert Nordkorea Munition an Russland?
Diktator Kim Jong-un trifft Wladimir Putin in Russland. Ein möglicher Waffendeal sorgt international für Empörung.
Machthaber von Nordkorea in Russland.jpeg       -  Der russische Präsident Wladimir Putin mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un bei Gesprächen am russischen Weltraumbahnhof Wostotschny.
Foto: V. Smirnov (dpa) | Der russische Präsident Wladimir Putin mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un bei Gesprächen am russischen Weltraumbahnhof Wostotschny.
Felix Lill
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:33 Uhr

Wie alte Freunde standen sie da: Kim Jong-un, Diktator Nordkoreas, und Wladimir Putin, autoritärer Präsident Russlands. Am ostrussischen Raumhafen Vostochny schüttelten sie herzlich Hände. „Beziehungen mit Russland sind die oberste Priorität für Pjöngjang“, erklärte Kim, nachdem er 20 Stunden in seinem abgesicherten Spezialzug ins Nachbarland gereist war. 

Eine offizielle, detaillierte Stellungnahme aus Russland und Nordkorea wird es wohl nicht dazu geben, was in Russland besprochen worden ist. Das dürfte Befürchtungen in den USA und Südkorea neue Nahrung geben, dass Nordkorea und Russland einen Waffendeal abschließen, um Russlands Krieg in der Ukraine zu unterstützen und zugleich die darniederliegende Volkswirtschaft Nordkoreas zu stärken. Kim erklärte: „Russland führt einen heiligen Kampf gegen den Westen“, bei dem Nordkorea helfen wolle, den „Kampf gegen den Imperialismus“ zu gewinnen. 

Bereits seit rund einem Jahr ist Washington sicher, dass Nordkorea den russischen Angriff auf die Ukraine militärisch unterstützt, auch wenn es aus der Hauptstadt Pjöngjang ein Dementi gab. UN-Sanktionen gegenüber Nordkorea, die 2017 auch Russland mitgetragen hat, verbieten Waffendeals. „Wir werden nicht zögern, neue Sanktionen aufzuerlegen“, mahnte nun Matthew Miller, Sprecher des US-Außenministeriums. Yoon Suk-yeol, Präsident Südkoreas, hat ebenfalls vor entsprechenden Waffenlieferungen gewarnt. 

Moskau dürfte sich insbesondere für Panzergranaten interessieren

Dabei könnten beide international sanktionierte Staaten – Russland wie Nordkorea – gerade jetzt von einem Deal profitieren. „Russland könnte eine größere Zahl Granaten der Kaliber 122 und 152 Millimeter oder Teile der sowjetischen Panzer T-52 und T-62 kaufen“, sagt Vladimir Tikhonov, Professor für Koreanistik an der Universität Oslo. „Nordkorea produziert all diese Dinge in großen Mengen.“ In Russland wiederum fehlen sie derzeit akut im Krieg gegen die Ukraine. 

Tikhonov betont, dass über das mögliche Volumen des Deals und die Preise nur spekuliert werden könne. Allerdings gebe es Anhaltspunkte: „Eine Artilleriegranate kostet auf dem EU-Markt um die 2000 Euro. Wir können davon ausgehen, dass die Preise bei einem Deal zwischen Russland und Nordkorea vergleichbar sind, wenn auch etwas niedriger.“ Bei 100.000 Granaten würde Nordkorea dann 200 Millionen Euro einnehmen. „Nordkoreas Gesamtexporte im Jahr 2022 lagen bei rund 304 Millionen US-Dollar. Es wäre also ein großes Geschäft für Nordkorea.“ 

Erhofft sich Kim Unterstützung zum Aufbau seiner U-Boot-Flotte?

Kim Jong-un könnte sich zudem erhoffen, russische Unterstützung beim Aufbau seiner U-Bootflotte zu sichern. „Nordkorea wünscht sich wohl, Atom-U-Boote zu haben“, so Tikhonov. Zwar wurde erst vergangene Woche ein solches präsentiert. Allerdings sollen nun möglichst viele der 64 bis 86 U-Boote, über die Nordkorea laut dem US-amerikanischen Thinktank Nuclear Threat Initiative verfügt, entsprechend aufgerüstet werden. Solche U-Boote könnten die US-amerikanische Küste erreichen, ohne auftanken zu müssen. 

Auch Hilfe bei Satellitentechnologie dürfte auf Pjöngjangs Wunschliste stehen. In den vergangenen Wochen hat Nordkorea zweimal vergeblich versucht, einen Satelliten in der Erdumlaufbahn zu platzieren. Verfeindete Staaten wie Südkorea oder die USA fürchten, dass es sich beim Satellitenvorhaben um ein Spionageprojekt handelt. Dass das Treffen Kims mit Putin in Russland nun demonstrativ auf einem Weltraumbahnhof begonnen hat, legt nahe, dass Russland und Nordkorea ihre Zusammenarbeit auf diesem Sektor intensivieren wollen.

Russische Lebensmittellieferungen könnten den Hunger in Nordkorea lindern

Und wohl nicht nur hier. „Falls ein Deal landwirtschaftliche Güter und Lebensmittel beinhaltet, wird das Leiden der Bevölkerung in Nordkorea gemindert“, fügt Park Sangin hinzu, Wirtschaftsprofessor an der Seoul National University. „Dies gäbe Nordkoreas Führung Raum zum Durchatmen.“ Schließlich leidet Nordkoreas Volkswirtschaft seit Jahren unter den UN-Sanktionen. Mit der Pandemie wurden auch die Grenzen zu den wohlgesonnenen Nachbarn China und Russland geschlossen und erst kürzlich wieder geöffnet. 

Aus der Sicht von Russlands Präsident Wladimir Putin spielt offenbar eine weitere Erwägung eine Rolle. „Es sieht so aus, als würde Russland diese Option nutzen, um Südkorea davon abzuhalten, Waffen an die Ukraine zu liefern“, so Park. Die Rhetorik, mit der Südkoreas Präsident Yoon diese Tage reagiert hat, deutet allerdings nicht darauf hin, dass Südkorea so schnell zurückstecken wird. Gegenüber Putin mahnte Yoon: „Jeder Versuch militärischer Kooperation mit Nordkorea, der internationalen Frieden unterminiert, muss unmittelbar gestoppt werden.“

 
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